Sherko Fatah

Schwarzer September

Roman
Cover: Schwarzer September
Luchterhand Literaturverlag, München 2019
ISBN 9783630874753
Gebunden, 384 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

"Schwarzer September" ist ein Roman über den Terrorismus der Siebziger Jahre. Rebellische Idealisten wie Theresa, Alexander und Jakob reisen in den Nahen Osten, um sich ausbilden zu lassen. Ihre Familien bleiben mit Legenden in der Bundesrepublik zurück. Menschen aus dem Nahen Osten wiederum wechseln in die Bundesrepublik, um Aktionen vorzubereiten. Sie alle verbindet eines: Werkzeuge zu sein in einem Zusammenhang, den sie nicht überschauen. Kraftwellen einer Gewalt, die uns bis heute beschäftigt, auch wenn sich der Terrorismus inzwischen von einer mit revolutionärem Elan ausgeübten Gewalt zum Ausdruck einer extrem politisierten Religiosität gewandelt hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.2019

Wolfgang Schneider bekommt mit Sherko Fatahs Roman ein detailgenaues, aber zerrissenes Bild des Terrors der 70er und frühen 80er Jahre vor dem Hintergrund des libanesischen Bürgerkriegs. Dass der Autor auf dieses Thema spezialisiert ist, merkt Schneider schnell, auch wenn Fatah laut Schneider zum Glück für den Leser keine künstliche Ordnung herzustellen sucht, wo Chaos herrschte. Eine luzide Sprache und historische Ereignisse und Gestalten bieten dem Rezensenten Orientierung genug, der doch nie mehr weiß als die Figuren im Text. Die Frage, wer wen gerade hereinlegt in der an Konspiration reichen Geschichte, stellt der Autor laut Schneider mit einer "Zeichenhaftigkeit", die ein guter Thriller im besten Fall zu bieten hat.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2019

Die palästinensische Terrortruppe "Schwarzer September" wurde berühmt-berüchtigt mit dem mörderischen Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft während der Spiele 1972 in München. In Sherko Fatahs Roman spielt dieses Attentat allerdings keine Rolle, erklärt Rezensent Moritz Baumstieger. Fatah interessiere sich mehr für die Zeit davor und danach. Größtenteils spielt seine Geschichte im Beirut der Siebziger, wo er zwei CIA-Agenten, einen Laufburschen der Terroristen und drei deutsche Studenten im Dunstkreis der RAF beobachtet, so der Rezensent. Ihm hat an diesem Roman vor allem gefallen, dass Fatah keine umfassenden Erklärungen anbietet. Alle intrigieren hier gegen alle und wer gestern noch Freund war, kann morgen schon Feind sein, so der Rezensent, der damit die Situation im Nahen Osten gut dargelegt findet. Und tatsächlich habe sich sei damals ja auch gar nichts geändert, glaubt er.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.10.2019

Jens Jessen empfiehlt Sherko Fatahs zwischen 1971 und 1983 spielenden Roman, wenngleich kein nettes, so doch ein spannendes, unerbittliches Buch, meint er. Was den Text vom gewöhnlichen Thriller unterscheidet, erklärt Jessen mit dem Ausbleiben von Hoffnung und auch nur einer einzigen positiven Figur. Den totalen Terror des Schwarzen September verdeutlicht der Autor laut Jessen eindringlich durch den moralischen Bankrott sämtlicher Figuren des Romans. Das Bemerkenswerte ist für Jessen, dass sich der Leser dennoch mit ihnen identifiziert und die Handlung, die bis in an den Terror der Gegenwart heranführt, so Faszination ausübt. "Unschuldig-schuldig" geht der Rezensent aus der Lektüre hervor.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.09.2019

Auch wenn die Anschläge auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München knapp 50 Jahre zurückliegen, ist Sherko Fatahs Roman "Schwarzer September", der die Vorgeschichte erzählt, von "zeitloser Aktualität", meint Rezensentin Sieglinde Geisel. Die Orte, die Hauptereignisse und ein Teil des Personals sind historisch real, erklärt Geisel. Fiktiv hingegen sind die Figuren, die Fatah in der Zeit zwischen 1970 und 1983 in Beirut aufeinanderstoßen lässt. Da ist der heimatlose Geflüchtete Ziad, der von der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September rekrutiert und radikalisiert wird, da ist der amerikanische CIA-Agent Victor und seine Kollegen, die glauben, die angespannte Lage im Blick zu haben, da sind die deutschen "Kinder des Olymps", Sympathisanten der RAF, die sich Im Nahen Osten für den "revolutionären Kampf" ausbilden lassen. All diese Figuren, so Geisel, geben Einblick in die verschiedenen Welten, die hier zusammentreffen. Fatah erzählt präzise und schnell, klar und zügig, trotzdem gelingt es ihm, den Lesern eine genaue Vorstellung von der Psyche der Figuren zu vermitteln, ohne sie jemals einer eindeutigen Schwarz-Weiß-Kategorisierung preiszugeben, lobt die Rezensentin. Die Aktualität, so Geisel, liegt in Vorführung der "zynischen Brutalität", die in so einer Welt zum Alltag wird.