Sigrid Nunez

Was fehlt dir

Roman
Cover: Was fehlt dir
Aufbau Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783351038755
Gebunden, 222 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Annette Grube. Was hat das Schicksal anderer Menschen mit dem eigenen zu tun? Die New Yorker Erzählerin in Sigrid Nunez' neuem Roman findet Antworten auf diese Frage in der Begegnung mit ganz unterschiedlichen Menschen, ihrer Traurigkeit, ihrem Mut, ihrer Zuversicht: Ob mit einer verflossenen Liebe, einer verunsicherten Airbnb-Gastgeberin oder einer Jugendfreundin, die unheilbar krank ist. "Was fehlt dir" ist ein Buch über das emphatische Einfühlen und darüber, dass wir viel mehr füreinander tun können, als wir vielleicht meinen: indem wir genau hinhören.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.07.2021

Rezensentin Iris Radisch steckt zunächst weiträumig den Referenzrahmen ab, in dem Sigrid Nunez' neuer Roman einzuordnen ist. Denn in der Geschichte um eine Nunez ähnelnde New Yorker Autorin, die eine gute Freundin und Intellektuelle nach der Krebsdiagnose beim Sterben begleitet, erkennt die Kritikerin unschwer die Mutter von Nunez' Exfreund David Rieff: Susan Sontag. Rieff hatte in "Tod einer Untröstlichen" geschildert, wie seine Mutter den Tod verdrängte, Nunez' Roman kann nun als "Umschrift" dieses Buches gelesen werden, meint die Rezensentin. Denn sie liest hier eine "sanfte" Auseinandersetzung mit dem Tod, Nunez Heldinnen stellen sich dem Sterben - und der Autorin gelingt das Kunststück, von Krebstod, Selbsttötung und Weltuntergang "samtig-gedämpft" und in einer Mischung aus Anekdoten, Witz, Filmzitaten und "Lektürefrüchten" zu erzählen, staunt Radisch. Wie Nunez neben Bachmann und Benjamin auch noch Katzenstories und die Klimakatastrophe einflicht, findet die Kritikerin bewundernswert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.07.2021

Rezensentin Johanna Adorjan erkennt die Größe von Sigrid Nunez u.a. in der Sprache, mit der die Autorin in ihrem neuen Buch von tragischen Geschichten berichtet, von Sterbenden, vom Unglück, sich trennen zu müssen etc. Nunez hat dafür einen assoziativen Stil und eine Sprache entwickelt, die Adorjan schnörkellos nennt, die aber niemals einfach ist. Genau das aber suggeriert die Übersetzung von Anette Grube, findet die Rezensentin. Grubes Fassung überrumpelt sie mit einem kumpelartigen Ton, lässt Nunez' Humor unter den Tisch fallen und auch die sparsame Eleganz ihrer Sprache, kritisiert Adorjan. Die klugen Gedanken sind weiterhin da, aber es fehlt der Nunez-Sound, meint sie.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 27.07.2021

Rezensentin Sigrid Löffler liest Sigrid Nunez' neuen Roman als "Gegenstück" zum Vorgängerroman "Der Freund". Erneut setzt sich Nunez mit dem Sterben auseinander, in diesem Fall bittet allerdings eine alte Freundin die Erzählerin, sie die letzte Lebensmonate nach der Krebsdiagnose bis zum selbstgewählten Tod zu begleiten, resümiert die Kritikerin. Nach einigem Zögern stimmt die Erzählerin zu, in einem Haus an der Küste Neuenglands begleitet sie ihre Freundin "liebevoll" beim Sterben. Wie leichthändig Nunez von diesem Prozess erzählt, dabei weitere Exkurse, Anekdoten und "Meditationen" über den Tod einflicht und dennoch Trost spendet, findet die Kritikerin bewundernswert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 20.07.2021

Rezensentin Bettina Baltschev liest das "Trostbuch" von Sigrid Nunez über die Kunst zu leben und zu sterben mit gemischten Gefühlen. Die "handlungsarme" Geschichte um eine todkranke Frau, die sich mit ihrer Freundin zum Sterben in ein letztes Refugium zurückzieht, wo die beiden lange Gespräche über verpasste Chancen, Kinder, das Glück des Lesens und das Leben an sich führen, hat laut Baltschev larmoyante, melancholische wie zum Glück auch reflektierte und selbstironische Momente. Der "elegante" Plauderton und die immer wieder überraschenden starken Bilder geben dem Text laut Baltschev Halt.