Stefan Rieger

Kybernetische Anthropologie

Eine Geschichte der Virtualität
Cover: Kybernetische Anthropologie
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518292808
Taschenbuch, 566 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Die Kybernetik war angetreten, die "zwei Kulturen" der Geistes- und Naturwissenschaften im Rahmen eines neuen Erklärungsversuchs miteinander zu versöhnen. Begriffe wie "Regelung" oder "Selbststeuerung" wurden auf den Menschen übertragen mit dem Ziel, eine "kybernetische Anthropologie" zu ermöglichen, mit deren Hilfe eine letzte einheitliche Bestimmung des Menschen gelingen sollte. Stefan Rieger entziffert in seiner materialreichen Studie diesen Entwurf einer Anthropologie als Episteme im Sinne Foucaults, in deren Zentrum der Begriff des "Bildes" alle Erklärungsanliegen bündeln soll: der Status des Menschen, seine Stellung im Kosmos, seine Abgrenzung von Tier, Maschine und Umwelt. Der Mensch ist auf Bilder und Bildtypen angewiesen, und diese Struktur wird zum Definiens von Virtualität. Im Namen der Virtualität wird dem Menschen des 20. Jahrhunderts noch einmal der Versuch einer wesensmäßigen Bestimmung zuteil.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.08.2004

Einst in Vergessenheit geraten, regt sich inzwischen wieder Interesse an der Kybernetik, berichtet Cornelia Vismann im Blick auf Stefan Riegers "Kybernetische Anthropologie. Eine Geschichte der Virtualität". Der Medienwissenschaftler verstehe Virtualität als das Ergebnis des Zusammentreffens von Anthropologie und Kybernetik. Auf Zustimmung stößt er bei der Rezensentin vor allem mit seiner These, dass die Geschichte der Virtualität weiter zurückgehe als zu digitalen Computer- und Animationswelten, und sie bis zu den Bildern reiche, die noch analog verfertigt wurden. Sie hebt hervor, dass Rieger eine "eindrucksvolle Ahnenreihe" aus Theoretikern unterschiedlicher Disziplinen des 20. Jahrhunderts zusammenstellt, die Bilder als die Grundbedingung dafür betrachteten, dass kybernetische Techniken der Selbst- und Fremdregulierung des Menschen funktionieren. Allerdings gebe der Autor den wiederentdeckten Theoretikern in seinen "hektischen Vor- und Rückverweisen" oft gar keine Chance, so die Kritik Vismanns, "ihre Bedeutung für eine kybernetische Anthropologie evident zu machen."
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