Stefan Zweig

'Ich wünschte, dass ich Ihnen ein wenig fehlte'

Briefe an Lotte Zweig 1934-1940
Cover: 'Ich wünschte, dass ich Ihnen ein wenig fehlte'
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013
ISBN 9783596950041
Gebunden, 368 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Oliver Matuschek. Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes hatte Stefan Zweig 1934 Salzburg verlassen und in London eine Wohnung gemietet. Von dort versuchte er, seine Arbeit weiterzuführen, und stellte die aus Deutschland geflüchtete Lotte Altmann als Sekretärin ein. Fünf Jahre später, wenige Tage nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, sollte sie seine zweite Frau werden. Dazwischen liegt eine Zeit der vorsichtigen Annäherung an die um 27 Jahre jüngere Lotte und erheblicher Spannungen mit Zweigs Ehefrau Friderike, von der er 1938 geschieden wurde. Der mit zahlreichen unbekannten Bildern ergänzte Band enthält die bisher unveröffentlichten Briefe Stefan Zweigs an Lotte Altmann und die Korrespondenz der beiden mit Lottes Familie bis zum Abschied von Europa im Sommer 1940.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.08.2013

Stefan Zweigs Sekretärin und zweite Ehefrau Lotte hat nach Einschätzung von Oliver Pfohlmann in der Zweig-Forschung bis heute "kein eigenes Profil" gewonnen. Auch die nun vorliegende von Oliver Matuschek besorgte Edition von Zweigs Briefen an Lotte ändert für ihn daran "nur wenig", vor allem da sämtliche Briefe Lottes an ihren Mann bis auf eine Ausnahme verloren gegangen sind. Er attestiert dem Herausgeber, die "vertrackte Dokumentenlage" durch Einbettung in einen fortlaufenden Kommentar zu kompensieren und die biografischen und werkgeschichtlichen Zusammenhänge überzeugend zu erschließen. So gewinnt der Band für ihn den Charakter eines "kleinen Briefromans", den er gespannt und mit Interesse gelesen hat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.08.2013

Fasziniert und befremdet bespricht Andreas Isenschmid die von Oliver Matuschek herausgegebenen Briefe Stefan Zweigs an seine zweite Frau Lotte Altmann. Bis zur Heirat mit dem "lieben Fräulein Altmann" äußert sich der Schriftsteller, der in seinen Fiktionen dem Eros durchaus sprachmächtig huldigt, in seinen Briefen "so verhalten, so spröde, dass man sie kaum Liebesbriefe nennen mag", wie der Rezensent feststellt: Neben fast täglichen Arbeitsanweisungen an seine 27 Jahre jüngere Sekretärin Lotte gibt es nur vereinzelt mal eine "homöopathische Neigungsbekundung". Erst nach der Eheschließung wird Zweigs Ton verbindlicher, lieblicher, und es vollzieht sich eine Verwandlung vom permanent Reisenden zum sesshaften Familienmenschen - eine Existenz, die Zweig jedoch nur kurz im englischen Exil aufrechterhalten konnte, bevor er aus Verzweiflung über den Vormarsch der Nazis mit Lotte zunächst nach Brasilien und dort in den Freitod ging, wie Isenschmid berichtet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.05.2013

Rezensent Volker Weidermann begrüßt diesen Band mit Briefen Stefan Zweigs an seine Sekretärin und zweite Ehefrau Lotte. Den Fund der Briefe 70 Jahre nach dem Tod des Schriftstellers wertet er als große Entdeckung. Etwas bedauerlich scheint ihm allerdings, dass nur Zweigs Briefe erhalten sind, nicht aber die Antworten Lottes. In diesem Zusammenhang würdigt er die Arbeit des Herausgebers des Bandes, den Zweig-Biografen Oliver Matuschek. Diesem ist es nach Ansicht von Weidermann vorzüglich gelungen, die durch die fehlenden Briefe Lottes vorhandenen Lücken im Briefwechsel "erzählerisch" zu füllen. Dadurch entsteht vor den Augen des Rezensenten ein berührendes Bild der letzten gemeinsamen Jahre des Autors und seiner Frau Lotte. Zudem eröffnet der Band erstmals einen unverfälschten Blick auf Lotte Altmann, die durch die Schilderungen von Zweigs erster Frau Friderike bisher eher in einem ungünstigen Licht erschienen war, erklärt Weidermann.
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