Stig Sæterbakken

Durch die Nacht

Roman
Cover: Durch die Nacht
DuMont Verlag, Köln 2019
ISBN 9783832183653
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Karl-Ludwig Welzig. Karl Meyer ist Zahnarzt und führt ein durch und durch bürgerliches Leben. Doch als sein erst achtzehnjähriger Sohn Ole-Jakob Suizid begeht, droht es die Familie zu zerreißen. Karls Frau Eva steht unter Schock, die Tochter Stine verstummt. Auch Karl ist in seiner Trauer gefangen. Er denkt zurück an sein Kind, vor allem aber an das, was die Familie schon vor dessen Tod auf eine Belastungsprobe stellte: Karls Liebschaft mit der deutlich jüngeren Mona. Ist es diese Affäre, die Ole-Jakob in den Tod getrieben hat? Die Schuldfrage steht im Raum - und Karl läuft davon. Er begibt sich auf eine Reise in die Slowakei. Dort hofft er, Erlösung zu finden: in einem Haus, in dem man, so heißt es, mit seinen tiefsten Ängsten konfrontiert wird - und das man entweder gebrochen oder geheilt verlässt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2019

Weil er seine Familie für eine andere Frau verlassen hat, hat sein Sohn sich umgebracht, erkennt der Protagonist dieses Romans - eine Erkenntnis, mit der er schwer zu kämpfen hat, erzählt Rezensent Wolfgang Hottner. Mitleid mit dem gebeutelten Vater zu empfinden, fällt dem Kritiker dennoch gar nicht so leicht, denn der "heillose Pathetiker" steigert sich so sehr in seine wechselnden Gefühle hinein, dass er Hottner wie ein egoistisches, großes Kind erscheint. So hinterlässt der Roman bei dem Rezensenten einen ambivalenten Eindruck: Einerseits lote Saeterbakken gekonnt die Grenzen des menschlich Zumutbaren aus, andererseits erschwere es seine "holzhammerhafte Drastik", sich vollkommen auf diese Erfahrung einzulassen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.08.2019

Andreas Breitenstein stellt den norwegischen Schriftsteller Stig Saeterbakken vor, der sich 2012 das Leben nahm. Krass erscheint ihm, wie der Autor seinen Text mit dem Selbstmord des jungen Sohnes des Erzählers beginnen lässt, um ein Protokoll der Trauer und Selbstauslöschung zu initiieren, in dessen Verlauf sich immer mehr Abgründe auftun, der Ehe, der eigenen Verhaltensweisen. Breitenstein vergleicht den Roman mit einem Gemälde von Munch, wo Psychologie und Mythologie sich verbinden und die Grenzen von Melancholie und Wahnsinn nicht erkennbar sind, auch wenn der Erzähler in der Retrospektive klar berichtet und analysiert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 06.08.2019

Angela Gutzeit hält es kaum aus. Was Stig Saeterbakken in seinem Roman erzählt, rührt laut Gutzeit an die Gespaltenheit der Existenz, an Schuld und Versagen und die Unmöglichkeit der Liebe, auch zu sich selbst. Wuchtig und unerträglich erscheint ihr die Geschichte eines Selbstmords, berichtet vom Vater des Toten als eine Art Selbstbezichtigung. Suggestiv findet sie Saeterbakkens Erzählweise, die sie ins Geschehen hineinsaugt und Distanz zu den Figuren beinahe unmöglich macht, wie sie schreibt. Wie der Held im Buch schließlich den Boden unter den Füßen verliert, schildert der Autor in albtraumhaft-surrealen Sequenzen, die Gutzeit zunächst befremden, deren Vorboten sie aber bei genauem Hinsehen überall im Text entdeckt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.07.2019

Rezensent Jan Wiele zeigt sich erschüttert angesichts des letzten Romans von Stig Saeterbakken, der sich 2012 das Leben nahm. Die Trennungsgeschichte mit Horrorelementen von 2011 erscheint ihm unabgeschlossen, doch lesenswert. Wie der Autor den Zerfall einer Familie lakonisch verfolgt, die dunkle Stimmung des Vaters, der sich in eine Affäre flüchtet, und noch alptraumhafteste Wendungen in der Geschichte psychologisch plausibel erscheinen lässt, findet Wiele stark.
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