Susanne Schädlich

Herr Hübner und die sibirische Nachtigall

Roman
Cover: Herr Hübner und die sibirische Nachtigall
Droemer Knaur Verlag, München 2014
ISBN 9783426199756
Gebunden, 236 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Dresden 1948. Ein Gefängnis der Sowjetischen Militäradministration, ein Mann und eine Frau. Ihre Sprache - ein Klopfzeichen durch die Zellenwand: Dietrich Hübner, 21 Jahre alt, seit Kriegsende Mitglied der Liberaldemokratischen Partei, und Mara Jakisch, 43 Jahre alt, Operettensängerin und Filmschauspielerin. Er hat sich geschworen, für Demokratie und Freiheit zu kämpfen. Ein gefährliches Engagement. Längst hat sich die SED mit Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht formiert und verfolgt ihre politischen Gegner. Mara Jakischs Leben sind der Gesang und die Schauspielerei. Es zieht sie wieder auf die Bretter der großen Bühnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.01.2015

Mit Bedrückung hat Cornelia Geissler diesen Roman von Susanne Schädlich gelesen, der ihr eher als Dokumentation denn Fiktion erscheint: Schädlich erzählt darin die Geschichte zweier Menschen, die der DDR-Justiz zum Opfer gefallen sind: Der FDP-Politiker Dietrich Hübner wurde 1948 wegen angeblicher Spionage zu 25 Jahren Haft verurteilt, von denen er 16 absitzen musste, die Revuesängerin Mara Jakisch wurde aus ebenso fadenscheinigen Gründen für sieben Jahre in ein sibirisches Arbeitslager deportiert. Begegnet sind sich die beiden nur ein einziges Mal, berichtet die Rezensentin, im Dresdner Gefängnis haben sie Klopfzeichen ausgetauscht. Geissler folgt dem Erzählten mit großem Interesse, auch weil die Autorin sich zwar in der Sache an die gegebenen Fakten hält, aber mit ihrer Sprache ihre eigenständige Literatur schaffe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.11.2014

Diese Lektüre hat Helmut Böttiger sichtlich erschüttert. Anhand zweier Beispiele, des Dresdner LDPD-FDP-Funktionärs Dietrich Hübner und der Operettensängerin Mara Jakisch, erfährt der Rezensent, wie der Sowjet-Sozialismus und die DDR mit politisch Inhaftierten umsprangen. Die Autorin Susanne Schädlich verbindet die beiden Schicksale aufgrund einer kurzen gemeinsamen Haftphase und schaltet die beiden Lebensläufe parallel, wie Böttiger erklärt. Das funktioniert soweit, meint er. Weniger begeistert ist der Rezensent von der gewählten Form der Darstellung. Die drastische Reduktion auf die Fakten, die dramatischen Umstände der Haft, die sprachliche Lakonie und das Abheben auf Wirkung haben für Böttiger etwas fragwürdig Schematisches. Die beiden exemplarischen Schicksale ins Licht gehoben zu haben, scheint ihm allerdings ein nicht eben geringes Verdienst des Buches zu sein.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2014

Rezensent Hans-Christoph Buch legt die Latte hoch. Wie Plutarch, schreibt er, arbeitet Susanne Schädlich in diesem Roman mit zwei parallelen Lebensläufen. Die "ehrwürdige" Tradition führt die Autorin laut Buch gekonnt fort, indem sie ihr Thema, die DDR, nicht als Sachbuch noch als Traktat, sondern als kunstvolle literarische Verknüpfung zweier historisch verbürgter Schicksale angeht, das einer Operettensängerin und das eines jungen Liberalen, der gegen die Staatsmacht aufbegehrt, beide landen in den staatlichen Folterkammern des Ostblocks. Was Buch über die Form hinaus an dem Buch fasziniert, ist Schädlichs Sprache, dicht und von existentiellem Ernst, erklärt der Rezensent. Die Gattungsfrage tritt dahinter zurück, meint er.
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