Tamar Tandaschwili

Als Medea Rache übte und die Liebe fand

Roman
Cover: Als Medea Rache übte und die Liebe fand
Residenz Verlag, Salzburg 2021
ISBN 9783701717378
Gebunden, 144 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Georgischen von Tamar Muskhelischwili. Mit Leidenschaft und Unerbittlichkeit verfolgt die Ermittlerin Medea einen besonders üblen Fall von sexueller Gewalt: Vor zwei Jahrzehnten ist die vierzehnjährige Salome von einer Gang aus Klassenkameraden als Sexsklavin gehalten worden. Als Medea gemeinsam mit ihrer Geliebten Tina herausfindet, dass nicht nur einige angesehene Geschäftsleute, sondern auch ihr eigener Ex-Mann zu der damaligen Gang gehören, kennt ihre Lust auf Rache keine Grenzen mehr. Unerschrocken stellt die Autorin dem rücksichtslosen Bündnis von Patriarchat, Politik und Geld in Georgien eine unvergessliche und gnadenlose Frauenfigur von mythischer Größe entgegen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.12.2021

Anstrengend und eindrucksvoll zugleich findet Rezensentin Katharina Granzin Tamar Tandaschwilis Buch, in dem die hauptberufliche Psychotherapeutin Fallgeschichten unkonventioneller Lebens- und Liebensweisen im patriarchalischen Georgien erzählt. In der geballten Wut und Lebenslust ist das für Granzin durchaus schwer zu verdauen, macht ihr aber auch Spaß. Tandaschwilis "grimmiger Humor" und ihre lakonische Erzählweise halten die Rezensentin bei der Stange. So bei der Geschichte um zwei lesbische Nonnen in einem von Männern geführten Kloster. Wie die einzelnen, nicht chronologisch geordneten Geschichten zusammenpassen, was sie verbindet (eine in verschiedenen Rollen auftauchende Ermittlerinnenfigur etwa), findet Granzin nur langsam heraus, da hilft auch das Personenverzeichnis nur bedingt, erklärt sie. Ein Glück, dass die Autorin ihr Handwerk versteht, meint Granzin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.12.2021

Rezensentin Sabine Berking hätte sich ein Nachwort gewünscht zu Tamar Tandaschwilis Roman, das dem Leser die Geschlechter-Verhältnisse in Georgien erschließt. So wäre die Lektüre des Buches um eine einfallsreiche Ermittlerin als Racheengel für Opfer von sexueller Gewalt in der patriarchalischen georgischen Gesellschaft noch eindrücklicher gewesen, vermutet sie. Als Gender-Aktivistin und Psychotherapeutin weiß die Autorin allerdings genau, gegen wen sich der Zorn ihrer Protagonistin richtet: korrupte, bigotte männliche Gewalttäter, Frömmler, Politiker. Im Buch bekommen alle ihr Fett weg, freut sich Berking. Das Ende erscheint ihr fast surreal, aber happy.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.11.2021

Rezensentin Olga Hochweis erklärt, welche Bedeutung das Buch von Tamar Tandaschwili in Georgien hat. Als Abrechnung mit der Homophobie und Misogynie der georgischen Gesellschaft ist es eine Provokation, meint sie. Auf Leser hierzulande könnte der filmisch angelegte rasante Text laut Hochweis etwas allzu schrill wirken, die Relevanz des Themas könnte dabei aus dem Blick geraten. Das liegt laut Rezensentin an der schieren Menge unkonventioneller Transgender- und Frauenfiguren im Text, an einem überdrehten, sex- und splatterlastigen Plot, dauernden Szenen- und Milieuwechseln und grellen Zuspitzungen. Als Aktivistin mit einem bekannten Blog verfügt die Autorin über einen reichen Erfahrungsschatz, doch etwas weniger davon hätte dem Buch gut getan, glaubt Hochweis.