Theresia Enzensberger

Blaupause

Roman
Cover: Blaupause
Carl Hanser Verlag, München 2017
ISBN 9783446256439
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Luise Schilling ist jung, wissbegierig und voller Zukunft. Anfang der brodelnden zwanziger Jahre kommt sie an das Weimarer Bauhaus. Sie studiert bei Professoren wie Gropius oder Kandinsky und wirft sich hinein in die Träume und Ideen ihrer Epoche. Zwischen Technik und Kunst, Kommunismus und Avantgarde, Populismus und Jugendbewegung lernt Luise gesellschaftliche Utopien kennen, die uns bis heute prägen. Rasant und äußerst gegenwärtig erzählt Theresia Enzensberger von einer jungen Frau in den Wirren ihres Lebens: von den Konflikten zwischen Rechts und Links bis zum Sprung eines jungen Liebespaares in einen nächtlichen Fluss.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.08.2017

Theresia Enzensbergers Debütroman erzählt eine Coming-of-Age-Story, die gleichzeitig eine "Emanzipationsgeschichte" ist, stellt Rezensentin Nora Voit fest: Eine junge Frau versucht sich Anfang des 20. Jahrhunderts in einer von Männern dominierten Kunstwelt zu etablieren. Sie will eine neue Welt mitkreieren. Doch schnell muss sie feststellen, dass die patriarchalen Strukturen selbst dort, wo Gleichheit und Emanzipation propagiert werden, so tief eingegraben sind, dass jeder Befreiungsversuch aussichtslos erscheint, lesen wir. Geschrieben ist dies in einem Stil, den Voit "Blogger-Stil" nennt, in der Sprache der Gegenwart, was auf gewisse Weise konsequent sein mag, auf ihn jedoch eher ungelenk und unstimmig wirkt. Trotzdem liest Voit gern von Luise Schilling und ihrem Weg, der ein Kampf ist -  ein Kampf, der an Aktualität im Jahr 2017 wenig eingebüßt hat. Darin liegt die Kraft dieses Romans, so die abwägende Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.08.2017

Was für ein Debütroman, schwärmt Rezensent Tomas Kurianowicz nach der Lektüre von "Blaupause". Die Tochter von Hans Magnus Enzensberger findet einen ganz eigenen, wunderbar nüchternen und präzisen Ton, um von der jungen Architekturstudentin Luise Schilling zu erzählen, die im Mi­lieu der Bau­haus-Avant­gar­de um Wal­ter Gro­pi­us, Was­si­ly Kandins­ky, Paul Klee und Johan­nes It­ten auf Nepotismus, Ungleichheit und Sexismus trifft, lobt der Kritiker. Allein Enzensbergers Idee, die Thematik des Geschlechterkonflikts in der emanzipatorischen Umgebung des Bauhauses anzusiedeln, hat dem Rezensenten gut gefallen. Darüber hinaus bewundert er den Nuancenreichtum, den die junge Autorin ihrem nach wie vor aktuellen Thema abringt. Insbesondere aber staunt Kurianowicz, wie akkurat und eindringlich Enzensberger die politische Instabilität der Weimarer Republik beschreibt. Und mit Blick auf die "sympathische" und einnehmende Heldin verzeiht der Kritiker auch gern, dass der Roman ein wenig braucht, um in Fahrt zu kommen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.07.2017

Der Name ist natürlich kein Zufall, weiß Rezensent Jens Bisky. Kein Wunder also, dass Theresia Enzensberger mit der Geschichte einer Emanzipation auf mehreren Ebenen debütiert. Ihre junge Heldin versucht sich in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts als Tochter gegen die Vorstellungen ihres Vaters durchzusetzen und als Nachwuchs-Architektin in einem von Männern dominierten Fach respektiert zu werden, lesen wir. Dass Talent und Veränderungswille ihr dabei wenig helfen, ist nur eine der bitteren Enttäuschungen. "Blaupause" versammelt alle typischen Elemente eines Campusromans und doch zündert er nicht beim Rezensenten. Der Grund, so Bisky: Er weiß zu viel und will sein Wissen allzu dringend unter Beweis stellen. Auch die abgeklärte "betuliche" Sprache scheint sich ganz darauf zu konzentrieren, zu informieren, bemängelt der Rezensent. Spannung kann ihn so nicht packen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.07.2017

Rezensent Andreas Platthaus schätzt Theresia Enzensberger eigentlich als kluge und sprachgewaltige Publizistin. Ihrem Debütroman "Blaupause" kann der Kritiker allerdings nur wenig abgewinnen: So ambitioniert er das Anliegen der Autorin, die gescheiterten Ideale und Ideologien des Bauhaus' mit unserer Gegenwart kurzzuschließen, auch findet - so wenig originell, mutig und überzeugend nimmt sich das Ergebnis aus, klagt Platthaus. Die Geschichte um die junge Luise Schilling, die sich gegen den Willen des Vaters als Architekturstudentin am Bauhaus versucht, gerät dem Rezensenten sprachlich zu "schwärmerisch" und unreflektiert, die Chronologie bleibt "reizlos" und trotz sorgfältiger Recherche kommen bedeutende Vertreter wie Moholy-Nagy, Klee oder Breuer zu kurz, fährt der Platthaus fort. Leicht lesbar ist der Roman durchaus, meint der Kritiker, dem es hier allerdings auch zu klischeehaft und "nostalgisch verbrämt" zugeht.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 15.07.2017

Für den Rezensenten Richard Kämmerlings ist Theresia Enzensbergers Romandebüt "Blaupause" eine gelungene Mischung aus "historischer Campus Novel" und "weiblichem Künstlerroman". Gern folgt er der "backfischhaften" Erzählerin Luise durch die vermeintlich fortschrittliche Bauhaus-Welt, um bald desillusioniert zu erkennen, wie verankert der "patriarchale Konservatismus" auch hier noch ist: Kämmerlings liest in den eindrücklichsten Passagen des Romans etwa, wie Luise bei ihren männlichen Kommilitonen nie zu Wort kommt oder wie ihr Mentor Gropius ihre Ideen für sein Projekt in Karlsruhe-Dammerstock verwendete. Wenn Enzensberger sämtliche "Topoi der Weimarer Republik" mit unterzubringen versucht, wird es dem Kritiker zwar ein wenig zu klischeehaft. Stattdessen hätte er sich etwa mehr Mut zum erzählerischen Risiko gewünscht. Als "souveränes Gesellenstück" einer jungen Autorin hat ihm das Buch allerdings gefallen.