Timothy C. W. Blanning

Friedrich der Große

König von Preußen. Eine Biografie
Cover: Friedrich der Große
C.H. Beck Verlag, München 2019
ISBN 9783406718328
Gebunden, 718 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Andreas Nohl. Mit feiner britischer Ironie fängt Tim Blanning das Genie des berühmtesten preußischen Königs, seine Vitalität und komplexe Persönlichkeit ebenso ein wie das Ungeheuer Friedrich mit seinen fatalen Engstirnigkeiten und Borniertheiten. Die Homosexualität des Herrschers wird hier erstmals in einer großen Biografie ohne Verdruckstheiten angesprochen. Gleichermaßen vertraut mit Friedrichs Schlachten wie mit dem ästhetischen Programm von Schloss Sanssouci, schöpft Blannings Biografie aus einer lebenslangen Beschäftigung mit dem 18. Jahrhundert und dem Ancien Régime, das schon wenige Jahre nach Friedrichs Tod mit der Französischen Revolution an sein Ende kommen wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.06.2019

Andreas Kilb kann nur staunen, dass es Tim Blanning gelingt, eine Friedrich-Biografie zu liefern, mit der sich der Preußenkönig noch einmal neu entdecken lässt. Zeitgemäß und in den Ergebnissen differenziert und erhellend schreibt der Autor laut Kilb über Friedrichs Versuche, sein Kindheitstrauma, die psychische Verstümmelung durch den Vater, mit Kunst, Krieg und Selbstdarstellung zu bewältigen. Verdienstvoll findet Kilb, dass Blanning dabei keine Widersprüche glättet oder überhöht, sondern nüchtern konstatiert. Wenn der Autor statt in Schlachten zu schwelgen, den "Königsdarsteller" schlüssig vor des Lesers Augen führt, fühlt sich Kilb bestens unterhalten und informiert.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.03.2019

Tilman Krause freut sich über Tim Blannings Ansatz, Friedrichs Homosexualität zur Grundlage seiner Biografie über den Preußenkönig zu machen. Lange genug hat es gedauert, findet Krause, dem besonders Blannings Idee gefällt, Homosexualität zu einer geistigen Lebens- und Antriebsform zu erklären und Friedrichs Exzentrik mit politischer, militärischer und kultureller Kenntnis zu deuten. Über die sexuelle Praxis des Königs kann der Autor zwar auch bloß spekulieren, räumt Krause ein, die Deutung seiner Eskapaden und Selbstinszenierungen als camp kann Krause aber größtenteils gut nachvollziehen. Von nun an sieht der Rezensent den alten Fritz in einer Reihe mit Wilde, Proust, Freddie Mercury und Kalle Lagerfeld.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.02.2019

Dass Friedrich der Große ein Mensch voller Widersprüche war - Volksfreund und autokratischer Monarch, Kontrollfreak und Libertin, nicht zuletzt Kriegsherr und selbsternannter Philosoph - weiß die hier rezensierende Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger natürlich. Auch, dass sich Friedrichs Lebensgeschichte vor allem als Bewältigung der durch den tyrannischen Vater hinzugefügten Traumata erklären lässt, hat die Kritikerin bereits in anderen Biografien gelesen. Im Gegensatz zu dem Oxforder Frühneuzeithistoriker Timothy W. C. Blanning haben sich Biografen wie Reinhold Koser, Theodor Schieder oder Johannes Kunisch allerdings vehement geweigert, Friedrichs Homosexualität anzusprechen. Dass sich Blanning nun dieser nach üppiger Quellenlage wenig zweifelhaften Tatsache widmet, ist das erste große Verdienst dieser "erfrischend respektlosen" und die jüngste Forschung berücksichtigenden Biografie, lobt die Rezensentin. Den privaten, aber auch den politischen Aspekt der Homosexualität des Preußenkönigs kann ihr der Autor mit Blick etwa auf ausbleibende Nachkommen anekdoten-  und detailreich veranschaulichen; ebenso erfährt sie, wie Friedrich stets die militärischen Erfolge seines Vaters übertrumpfen wollte. Blannings "feine Ironie" und "souveräne Distanz" vermisst sie allerdings, wenn der Autor Friedrichs Galakleidung und seine brillantbesetzen Tabakdosen als "camp", also "tuntig" bezeichnet. Zudem hätte sie gerne etwas über die zweifelhafte Rezeption des Preußenkönigs erfahren. Dennoch: auf jeden Fall eine äußerst lesenswerte Biografie, entnimmt man der Rezension.