Joy Williams

Stories

Cover: Stories
dtv, München 2023
ISBN 9783423283212
Gebunden, 304 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit und Melanie Walz. Eine Nacht lang erkunden zwei Mädchen einen Zug mit Bar und Zauberbühne und lernen dabei ihr künftiges Leben kennen. Eine Frau, ratlos, plötzlich schlaflos, wird von der Faszination für eine nächtliche Radiosendung erfasst, in der, so glaubt sie, all ihre Fragen gelöst werden könnten. Von der Gesellschaft geächtet, schließen sich die Mütter mehrerer verurteilter Mörder zu einem Außenseiterclub zusammen. Seite für Seite, Satz für Satz führen uns diese Geschichten ins Unvorhersehbare hinein.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.06.2023

Der sehr generische Titel ist ein Wagnis, aber eines, das sich ob der Kraft von Joy Williams "Stories" gelohnt hat, urteilt Rezensent Bernd Ulrich. Um die drohende Klimakatastrophe geht es, um das getrübte Verhältnis von Mensch und Natur, aber auch die Zärtlichkeit, die sich trotz aller Schwierigkeiten noch zwischen traumatisierten Menschen einstellen kann, die sich unmittelbar im "Prozess der Entzukunftung" befinden, schildert er. Die Kurzgeschichten behandeln hochaktuelle Themen, denen auch die Literatur nicht mehr entkommen kann, was noch durch die Essays der Autorin unterstützt wird, deren Erscheinen auf Deutsch sich der Kritiker schnellstmöglich wünscht. Bis dahin legt er die Lektüre der Erzählungen unbedingt allen Lesern ans Herz.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.05.2023

Die dreizehn Erzählungen von Joy Williams zeichnen sich für Rezensentin Meike Feßmann durch ihre nahezu "obszöne Grandezza" aus. Die Stories, in denen Autos und Alkohol eine große Rolle spielen, seien geschrieben, als wäre "ein Haken schlagender Hase auf der Flucht", lobt Feßmann, die erstaunt ist, wieso die 1944 geborene amerikanische Autorin jetzt zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt wurde. Denn ihre Kurzgeschichten aus vierzig Jahren seien große Kunst: Zwischen Coolness und Abgewracktheit changierend, überraschen sie immer mit einem unerwarteten Ende. Dass die großen zeitgenössischen Erzähler der USA Williams zu Füßen liegen, verwundert die Rezensentin nicht.  

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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.04.2023

Dass Joy Williams' Erzählbände im deutschsprachigen Raum dreißig Jahre lang mehr oder weniger unbeachtet geblieben sind, ist ein großes Versäumnis, meint Rezensent Frank Schäfer - ein Versäumnis, das es mit "Stories" nun nachzuholen gilt. Denn hier schreibt eine "große Erzählerin". Mit Verwunderung blickt sie auf die Welt, so Schäfer, auf das, was Menschen einander und sich selbst aufbürden - eine Verwunderung, die ihren scharfen Blick für scheinbar unbedeutende Details begründet, in welchen sich jedoch nach und nach die Absurdität dessen zeigt, was wir auf den ersten Blick für normal halten könnten. Dieser Absurdität haftet nicht selten auch etwas latent Komisches an, was Williams stilistisch wunderbar einzufangen weiß, lesen wir. Am besten lässt sich die besondere Qualität und Stimmung ihrer Erzählungen wohl beschreiben, wenn man sie mit der einen Story im Band abgleicht, welche in Stil und Qualität aus der Sammlung heraus- und abfällt. Während "Kongress" offensichtlich einer Traumlogik folgt und den Horror explizit macht, bedürfen die anderen Geschichten des Abgleitens ins Fantastische gar nicht. Sie offenbaren das Albtraumhafte im Wirklichen und Alltäglichen, so der begeisterte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 25.03.2023

Höllisch gut findet Rezensent Wieland Freund die bitterbösen Geschichten von Joy Williams, die nun zumindest in Auswahl auch auf Deutsch erscheinen. Sie widmet sich darin etwa einer Frau mit Hirntumor, die dem nahenden Tod nicht mehr entgegenzusetzen hat als den trotzigen Kauf einer Sonnenbrille, oder einem Club einsamer und enttäuschter Frauen, deren Kinder jemanden umgebracht haben. Mal psychologisch stöbernd, mal ins Groteske fallend, lobt Freund. Ihn überzeugen die Figuren, die alle "gegen das Leben selbst allergisch" zu sein scheinen. Für Freund eine willkommene Wiederentdeckung.