Esther Kinsky

Weiter Sehen

Von der unwiderstehlichen Magie des Kinos
Cover: Weiter Sehen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518225448
Gebunden, 200 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Auf einer Reise durch den Südosten Ungarns macht die Erzählerin in einem fast ausgestorbenen Ort an der Grenze zu Rumänien Station. Resignation und Vergangenheitsglorifizierung beherrschen die Gespräche der Bewohner. Wie vieles andere ist auch das Kino, ungarisch "Mozi", längst geschlossen. Einst Mittelpunkt des Ortes, spielt es nur mehr in den Erzählungen und Erinnerungen der Verbliebenen eine wichtige Rolle. Ihre eigene Leidenschaft für das Kino bewegt die Erzählerin dazu, das vor sich hin verfallende "Mozi" wieder zum Leben zu erwecken. In ihrem neuen Buch erzählt Esther Kinsky von der unwiderstehlichen Magie des Kinos, eines Ortes, 'wo Witz, Entsetzen und Erleichterung ihren gemeinschaftlichen Ausdruck fanden, ohne dass die Anonymität im dunklen Raum angegriffen wurde'. Aller glühenden Kinobegeisterung und dem Nachdenken über den 'großen Tempel des bewegten Bildes' liegt die Frage zugrunde: Wie ist ein 'Weiter Sehen' und eine Verständigung darüber möglich, wenn der Ort einer gemeinsamen Erfahrung zugunsten einer Privatisierung von Leben und Erleben demontiert ist?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.07.2023

Rezensent Nico Bleutge gibt sich der ruhig dahinfließenden Prosa von Esther Kinsky hin. Dass der Text über eine Kinoenthusiastin, die in Budapest ein altes Lichtspielhaus wieder zum Leben erwecken möchte, nicht mit Sensationen lockt, sondern mit Gleichmäßigkeit im Satzbau und gemessener Erinnerung, gefällt Bleutge. Auch das Assoziative findet er gut. Wenn Kinsky mitunter allzu tief in die Metaphernkiste greift und alles, Landschaft, Kinderblick, Erzählerin, zum Filmrequisit wird, drückt Bleutge gern mal ein Augen zu.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2023

Esther Kinsky kennt Rezensent Paul Ingendaay als aufmerksame, präzise, durch ihre Übersetzertätigkeit sprachgewandte Autorin, so auch in ihrem neuesten Buch, das mit dem Kauf eines alten trostlosen Kinos in der ungarischen Provinz einsetzt. Von da aus erzählte sie sowohl die Geschichte dieses Kinos, weit abgelegen in der Fremde als auch die Geschichte vom Abschied einer verfallenden Kulturtechnik: Die Fähigkeit des Sehen, an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit, eine Fähigkeit, die erst erlernt werden muss, wie Ingendaay bei Kinsky lesen kann. Ihn überzeugt vor allem, wie die Autorin die Resignation über den Niedergang des Kinos in klare, intelligente Sprache bringt, ohne dabei verklärend zu werden.
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