Ulrich Gutmair

Wir sind die Türken von morgen

Neue Welle, neues Deutschland
Cover: Wir sind die Türken von morgen
Tropen Verlag, Stuttgart 2023
ISBN 9783608501674
Gebunden, 304 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Über die wahren Protagonisten der revolutionären 80er. Um 1980 versetzt die Neue Deutsche Welle ein sehr gestriges Land in Aufruhr: Es weht ein neuer Zeitgeist durch Musik, Mode und Literatur. Antirassismus, selbstbestimmter Sex und Geschlechterfragen - eine Handvoll junger Musiker und Künstlerinnen erfindet Deutschland radikal neu. Aber war die Neue Deutsche Welle wirklich so deutsch? Ulrich Gutmair geht in diesem Buch zurück in die Zeit, auf der unsere Gegenwart gründet. Seine Korrektur an der Geschichtsschreibung der Popkultur würdigt die Rolle der Gastarbeiterinnen und Einwanderer, ohne die das Deutschland, in dem wir heute leben, nicht denkbar ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2023

Die achtziger Jahre sind heute von uns so weit weg, wie es damals der Kampf um Stalingrad war, seufzt Rezensent Andreas Bernard. Er liest trotzdem gern in Ulrich Gutmairs Buch über den migrantischen Einfluss im Pop der Neuen Deutschen Welle. Akribisch recherchiert ist das Buch, versichert Bernard, der Autor weiß einfach jedes Detail über die DAF und ihren Frontmann Gabi Delgado, Falco, Fehlfarben und Ideal. Dass Gutmair eher einzelnen Szenen zusammenfügt als eine stringente Argumentation schafft, sieht ihm Bernard nach. Und klar: Die Neue Deutsche Welle war "weiß und heteronormativ", das migrantische Leben findet sich nur in Spurenelementen.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.04.2023

Quasi als Schnapsidee ist die Punkband DAF - Deutsch-Amerikanische Freundschaft - 1978 bei einem Besuch der Berliner Mauer aus ihrer Vorgängerin "Mittagspause" hervorgegangen, lernt Michael Pilz bei der Lektüre von Ulrich Gutmairs "Gründungsmythen" einer Subkultur, die ohne die Mauer wohl nie zustande gekommen wäre. Um abenteuerliche Festivalgeschichten geht es ebenso wie um die bisweilen kryptischen Lyrics der Punker um Gabi Delgado López, die von "Kebabträumen in der Mauerstadt" und den "Türken von morgen" singen, Geschichten von Auflehnung, von denen sich der Rezensent gerne mitreißen lässt. Und eine treffende Punkdefinition liefert ihm Gutmair schließlich auch noch: Punk ist Auflehnung gegen Zuschreibungen, die man nicht annehmen kann oder auf die man schlicht keinen Bock hat. Unangepasstheit, von der sich Pilz gerne irritieren lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.03.2023

Rezensent Martin Eimermacher erfährt von Ulrich Gutmair, wie die NDW auf die deutsche Einwanderungsgesellschaft traf und welche Funken das schlug. Zitatreich, materialsatt und mit der These, dass NDW ein echtes Idenfikationsangebot für die deutsche Jugend darstellte, überzeugt der Band laut Rezensent mit Liedtextanalysen, Presseberichten und Fanzine-Lektüre, die die BRD zu Beginn der 1980er spiegeln. Historisch, bezugsreich (bis in die Gegenwart) und augenöffnend, so Eimermacher: In der NDW zeigt sich die ganze Magie des Pops, findet er.