Urs Stäheli

Soziologie der Entnetzung

Cover: Soziologie der Entnetzung
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518299371
Kartoniert, 551 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Netzwerke durchdringen heute nahezu jeden gesellschaftlichen Bereich, und lange Zeit galt: je vernetzter, desto besser! Diese Vernetzungseuphorie ist aber inzwischen ein Stück weit verflogen. Die ständige Erreichbarkeit fordert ihren Preis, Open-Office-Architekturen geraten zunehmend in die Kritik und neue Sicherheitsrisiken sorgen für Unruhe. Ausgehend von solchen Krisendiagnosen denkt Urs Stäheli in diesem Buch auf dreifache Weise über die Grenzen der Vernetzung nach - als Kritik an relationalen Sozialtheorien, als kultursoziologische Analyse von Figuren der Entnetzung und als genealogisch angelegte Untersuchung von Praktiken der Entnetzung in verschiedenen Feldern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.06.2021

Der hier rezensierende Soziologe Andreas Reckwitz liest das Buch seines Kollegen Urs Stäheli mit großem Gewinn. Das liegt an Stähelis kluger Argumentation und einer vielschichtigen Sicht auf die Phänomene der Ver- und der Entnetzung und daran, dass der Autor nicht einfach eine Vernetzungskritik vorlegt, sondern versucht, Rückzugsräume für eine grundsätzlich vernetzte Gesellschaft zu erkunden. Dabei geht es nicht nur um die digitale Welt, sondern um soziale Netzwerke schlechthin, erklärt Reckwitz. Die analytische Genauigkeit, mit der der Autor sozialtheoretische Konzepte der Ver- und Endnetzung bei Latour, Luhmann, Deleuze und Georg Simmel betrachtet, findet Reckwitz bemerkenswert, subtil und stellenweise höchst erfrischend.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.04.2021

Der hier rezensierende Medienwissenschaftler Sebastian Giessmann liest diese Studie des Schweizer Soziologen Urs Stäheli mit Gewinn. Hier geht es nicht um "Digital Detox", "Entschleunigung" oder ähnliches, winkt der Kritiker ab, vielmehr liest er das Buch in der Folge von Luc Boltanskis und Eve Chiapellos Studien zu neoliberal formierten Netzwerken. Dass es eine Rückkehr zu "unvernetzter und analoger Sozialität" nicht mehr geben wird, lernt der Rezensent hier vor allem dann, wenn ihm Stäheli anhand vieler Fallbeispiele vom ununterbrochenen Aktivitätszwang in unserer digitalen Kultur berichtet: Interessiert liest er etwa die Gedanken des Autors zur "Figur des Schüchternen" oder zur "fragilen Zeitlichkeit digitaler Datenströme". Das, wie Giessmann findet, mit Leidenschaft geschriebene Buch empfiehlt er nicht zuletzt als "kollektive Psychoanalyse" einer erschöpften Gesellschaft.
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