Vandana Shiva

Der Kampf um das blaue Gold

Ursachen und Folgen der Wasserverknappung
Cover: Der Kampf um das blaue Gold
Rotpunktverlag, Zürich 2003
ISBN 9783858692511
Kartoniert, 200 Seiten, 17,50 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bodo Schulze. Weltweit haben heute 1,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In seiner Bedeutung als Rohstoff wird das Wasser bald dem Erdöl den Rang ablaufen: Großkonzerne versuchen aus der ungleichen Verteilung des Wassers möglichst großen Profit zu schlagen und treiben die Privatisierung mit allen Mitteln voran. Die Welt sieht sich zunehmend mit Wasserkrisen konfrontiert - Überschwemmungen und Flutwellen auf der einen Seite, große Trockenheit, Dürre und Waldbrände auf der anderen. Vandana Shiva zufolge resultieren die meisten großen Konflikte unserer Zeit, die unter dem Etikett "ethnischer" oder "religiöser" Kriege laufen - etwa der Palästinakonflikt oder die Indien-Pakistan-Krise -, aus dem Kampf um knapper werdende, aber lebensnotwendige natürliche Ressourcen, allen voran das Wasser.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.06.2003

Rezensent Christian Schütze zeigt sich im großen und ganzen zufrieden mit Vandana Shivas "Der Kampf um das blaue Gold". Im Mittelpunkt des Buches sieht er die Sorge der Autorin über die zunehmende Privatisierung des Elements Wasser. Je mehr Wasser zur Handelsware werde, desto weniger könnten die Armen ihren Durst löschen, beschreibt er die Befürchtung Shivas. Ihre Ausführungen gegen Staudämme, neue Getreidesorten, die "grüne Revolution" oder Georg Bush sind nach Ansicht Schützes oft polemisch und einseitig. "Im Detail ist vieles zu bemängeln", hält er fest. "Dennoch warne Shiva in diesem Buch zu Recht vor einer Entwicklung, an deren Ende das Element Wasser in Privatbesitz überführt ist."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.04.2003

Bruno Preisendörfer findet Vandana Shivas Buch "Der Kampf um das blaue Gold" prinzipiell begrüßenswert, muss im Detail allerdings einige Abstriche machen. Statt zentralstaatlicher Verwaltung und marktgesteuerter Verteilung des Wassers setzt die indischen Umweltaktivistin auf die Pflege der Ressource durch die Menschen vor Ort, berichtet Preisendörfer. Ausführlich dokumentiere sie den Raubbaus am Wasser und stelle die Politik der übernationalen Institutionen vom IWF bis zur WTO und die Geschäftsmoral der großen Infrastrukturkonzerne wie Suez, Vivendi oder der deutschen RWE dar. Dass ihr Tonfall dabei einem anklagenden "Protestsound" gleicht, behagt dem Rezensenten weniger. Wie eine zweite Neuerscheinung zum Thema, Maude Barlows und Tony Clarkes "Blaues Gold", macht sich für Preisendörfer auch bei Shivas Buch die "unglücklichen Zwitterform" von wissenschaftlich aufgemachter Analyse einerseits und politischem Traktat andererseits negativ bemerkbar, was sich insbesondere im Umgang mit Zahlen und Definition äußert. So stimmten Zahlen und Definitionen zwischen den Büchern von Shiva und Barlow/Clarke, die ein gemeinsames Anliegen verfolgen und aufeinander verweisen, nicht immer überein. "Der unkonzentrierte Umgang mit Zahlen und Definitionen", tadelt Preisendörfer, "beschädigt die Aussagekraft beider Bücher". Dennoch: vor allem wegen der Auseinandersetzung um die Grundsatzfrage, ob Wasser ein Bedürfnis ist oder ein Menschenrecht, hält Preisendörfer auch Shivas Buch für empfehlenswert.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.03.2003

Zur Problematik der Weltwasserknappheit fehlten laut Rezensent Thomas Kluge bisher aktuelle deutschsprachige Übersichtsdarstellungen. Mit Maude Barlows und Tony Clarkes "Blaues Gold" und Vandana Shivas "Der Kampf um das blaue Gold" liegen nun zur Freude Kluges gleich zwei Neuerscheinungen vor, die einen "hervorragenden Einblick" in die komplexen Ursachenverflechtungen geben. Wie Kluge ausführt, legt Shiva in ihrem Buch dar, dass Wasserknappheit und Wasserreichtum nicht naturgegeben, sondern Ergebnis kulturell bestimmter Umgangsweisen mit dem Wasser sind. So analysiere sie etwa große Staudämme als technischen Irrweg mit einer ganzen Reihe von unheilvollen Folgen, berichtet Kluge. Gegen solche großtechnischen Eingriffe in die Natur plädiere die Autorin für Netzwerke lokal verwalteter Mikroprojekte: Mit Hilfe von Sickerbrunnen, kleinen Auffangbecken und Dämmen ließe sich der Fruchtanbau an die von Jahr zu Jahr schwankenden Wassermengen anpassen. Kluge hebt hervor, dass Shiva solche Formen von Wasserdemokratie für bedroht erachtet. Sie beklage, dass Wasser - heute noch immer ein überwiegend öffentliches Gut - durch die globalen Handelsinstitutionen zur Ware werde. Um dieser Gefahr zu begegnen, fordert Kluge ein Menschenrecht auf Wasser, die Einrichtung eines Weltwasserfonds sowie einer international abgesicherten Vollzugskontrolle.