Theodor Buhl

Winnetou August

Roman
Cover: Winnetou August
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783821861180
Gebunden, 320 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Der Krieg aus der Perspektive eines Jungen, der die Welt gerade erst entdeckt "Winnetou August" ist die Geschichte einer Familie in Schlesien, die in den Wirren des letzten Kriegsjahres und der Monate danach um ihre Existenz kämpft. Und es ist die Geschichte des achtjährigen Rudi, der Schreckliches sieht und die Ereignisse zugleich als Abenteuer erlebt: das Näherrücken der Roten Armee, der Verlust des Elternhauses, die Flucht kreuz und quer durch Schlesien. Die Welt des Krieges ist für ihn eine geheimnisvolle Welt der Erwachsenen, in deren Mittelpunkt August steht, der Vater, eine beinahe mythologische Figur.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.12.2010

Harry Nutt ist begeistert, und zwar auf ganzen zwei Seiten. Theodor Buhls Roman "Winnetou August" hält er für ein literarisches Ereignis, von dem leider nur noch niemand etwas mitbekommen habe. Buhl erzählt die Geschichte einer Familie, die in den Wirren des Kriegsendes hin und her getrieben und vertrieben wird, vor der Soldateska der Roten Armee flieht, um nach amerikanischen Bombardements wieder umzukehren, und er tut dies aus der Perspektive des achtjährigen Rudi, der sich mit Karl May gegen die Schrecken der Realität abzuschotten versucht. Ein "nüchtern-apokalyptsiches Panoptikum" sieht Rezensent Nutt hier entworfen, mal einfühlsam und zart, mal deftig und brutal, aber immer mit Witz. So unideologisch, so existenziell hat Nutt über das Thema Vertreibung noch nie gelesen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.11.2010

Schwer erträglich, was der Autor seinen Lesern da zumutet. Die Wucht naiver kindlicher Beschreibung ist es vor allem, die Simon Strauss an dieser Geschichte von Krieg und Vertreibung am Ende des Zweiten Weltkriegs aufwühlt. Schlimmstes seelisches und körperliches Leid und Entbehrungen auf der Flucht aus Schlesien, dargestellt aus der Perspektive des achtjährigen Rudi, unmittelbar und nüchtern, "fast zynisch", das hat Strauss so noch nicht gelesen. Umso erschütternder für ihn, als Theodor Buhl hier seine eigenen Kindheitserlebnisse verarbeitet. Gern würde der Rezensent dem Erzähler manchmal zur Hilfe kommen. Nur gut, dass Rudi mit Karl Mays Winnetou-Geschichten eine Möglichkeit zur Distanz findet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2010

Rezensent Dieter Bartetzko bedenkt Theodor Buhls Debutroman "Winnetou August" mit höchsten Lob. Seine Einschätzung, über Kindheit im Dritten Reich, über Krieg, Flucht und Vertreibung sei mit den autobiographischen Werken Christa Wolfs, Walter Kempowskis, Horst Krügers und Ludwig Harigs in der deutschen Literatur alles gesagt, muss er revidieren. In Buhls Roman nämlich liest sich dies seines Erachtens "wie zum ersten Mal". Das liegt für Bartetzko vor allem an Buhls Ton, der alles auf das Wesentliche bringe. Die Charakterisierungen der Figuren, ihrer Schicksale, zeichnen sich durch Knappheit und Prägnanz aus, lobt der Rezensent. Den Untergang Dresdens, Flucht und Vertreibung, Greueltaten beschreibe der Autor in "kurzen Stakkatos" und belasse damit "dem Unsagbaren die Unsagbarkeit". Bisweilen findet Bartetzko die eher indirekten Beschreibungen des Geschehens so beklemmend, dass er sich bei der Lektüre vor der nächsten Seite fürchtete.
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