Wolfgang Ernst

Das Rumoren der Archive

Ordnung aus Unordnung
Cover: Das Rumoren der Archive
Merve Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783883961767
Broschiert, 141 Seiten, 11,00 EUR

Klappentext

Inflation des Archivs: Selten schien diese Institution des Gedächtnisses so aktuell wie heute. Zum einen ist es zum Gegenstand markanter Schriften Pariser Denkens geworden - Historiker wie Philosophen (Michel Foucault, Gilles Deleuze, Michel de Certeau, Arlette Farge). Zum anderen stellt sich an der Schwelle zur digitalen Epoche die Frage nach der Zukunft des archivischen Gedächtnisses; von daher scheint eine medienarchäologische Analyse an der Zeit. Immer wieder glaubten Forscher das Rumoren der Archive zu vernehmen. Archive aber reden nicht, sie schweigen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.05.2002

Die totgeglaubte Institution des Archivs erlebt eine wundersame Auferstehung im intellektuellen Diskurs. Gründe dafür sieht Ulrich Raulff in der zeitgeschichtlichen Bedeutung des Archivfunds und, medienhistorisch, in der Horizontalisierung und Demokratisierung der hierarchisierten Wissensordnung durch PC und Internet. Diese lässt aber das Wissen unstrukturiert und beschleunigt de facto sein Verschwinden. Darüber wird jetzt nachgedacht, so Raulff, und das auf den Spuren von Foucault und Derrida, die das Archiv als "Ort der Wahrheit und der Fiktion, des bürokratischen Fantasmas wie der poetischen Inspiration" heraufbeschwören. In der Reihe von Publikationen zum Thema "Archiv", die Raulff betrachtet, macht er jedoch nur zwei Diskursarten aus: Präzision und Prätention. Wolfgang Ernsts Essay ordnet er dem prätentiösen Diskurs zu, obwohl er vermutet, dass Ernst die Gefahr seiner "aleatorisch-assoziativen" Schreibweise erkannt hat. In seiner "Medienarchäologie" erscheint das Archiv als "strahlende Universalmetapher", die alles umfasst, was medienhistorisch und diskursanalytisch ist. Ernst nennt drei Wege, das Archiv neu zu definieren: Kybernetik (Archiv nicht als passiver Speicher, sondern als aktiver Faktor einer Gegenwartsdefinition), Materialität (in der Medialität bleiben die Datenträger als konstitutives Element verkannt) und Transitivität (von einer Kultur des Speicherns zur Kultur der permanenten Übertragung). Doch könnten die ideenreichen Höhenflüge des Autors mehr Bodenhaftung gebrauchen, meint Raulff.
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