Yves Ravey

Die Abfindung

Roman
Cover: Die Abfindung
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2022
ISBN 9783954381524
Gebunden, 112 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Jean Seghers hat gleich mehrere Probleme. Das ist unerfreulich, aber nicht zu ändern. Immerhin glaubt er, Herr der Lage zu sein. Klar, über seine Tankstelle wurde vor wenigen Tagen ein Insolvenzverfahren eröffnet. Aber Walden, der Präsident des Handelsgerichts, ist ein Schulfreund von Seghers Frau Remedios. Und es sieht so aus, als wäre der interessiert, die Tankstelle weiterzuführen. Das würde die Lage sicher etwas entspannen. Sorgen bereitet Seghers allerdings, dass seine Frau abends gerne ohne ihn ausgeht und immer erst frühmorgens zurückkommt. Und da ist natürlich noch Usman, der Nachtwächter der Tankstelle, dem er noch das Geld für die Abfindung schuldet und der einfach keine Ruhe geben will. Aber sonst hat Jean Seghers alles im Griff. Was allerdings nicht heißen muss, dass das so bleibt. Manchmal reicht ja schon ein Funke, und alles fliegt in die Luft …

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.10.2022

Irgendwann waren Tankstellen mal Symbol motorisierter Freiheit, bei Yves Ravey sind sie nun Horte der Kriminalität, konstatiert Rezensent Florian Eichel. Aus der Perspektive Jeans erfahren wir, wie seine Tankstelle mitsamt dem Leichnam eines Kontrahenten in Flammen aufgeht. Eichel freut sich, dass der Autor, in Frankreich sehr bekannt, nun auch ins Deutsche übertragen wird, ist aber nicht recht zufrieden mit der etwas holprigen Übersetzung. Dennoch: 100 Seiten, die sich wunderbar fesselnd am Stück lesen lassen, meint der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.10.2022

Einen "kleinen, dreckigen Roman noir" nennt Rezensent Tobias Gohlis "Die Abfindung". Mit "klein" ist wohl zum einen der Umfang gemeint - 110 Seiten braucht Yves Raveys nur, um in die ziemlich erbärmliche Welt des insolventen Tankstellen-Inhabers Jean Seghers einzuführen, einen Mord zu beschreiben, die peinigenden Ermittlungen zu schildern und Gohlis am Ende derart zu überraschen, dass er den gesamten Plot noch einmal erstaunt überdenken muss. Zum anderen ist mit "klein und dreckig" das Leben und Denken von Raveys überaus gewöhnlichem Protagonisten Jean beschrieben, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird und dessen brennende Wut, dessen Rachelust ihn schließlich regelrecht "explodieren", ja aus der Gewöhnlichkeit heraus platzen lässt, lesen wir. Dieser "kleine, dreckige" Roman, dieser Protagonist und sein Autor haben beim Rezensenten bleibenden Eindruck hinterlassen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.09.2022

Rezensentin Sylvia Staude konnte Yves Raveys "Die Abfindung" ohne Mühe in nur einem Rutsch durchlesen. Der 1953 geborene französische Schriftsteller lässt darin einen unzuverlässigen Ich-Erzähler, den Tankstellenbesitzer Jean Seghers, der vor den LeserInnen zugibt ein Mörder zu sein, von der Affäre seiner Frau Remedios und seinem ehemaligen, verheirateten Angestellten Usman berichten, erklärt Staude. Die verwendete Sprache findet die Rezensentin nie prätentiös, Raveys Gefühl für spannungserzeugende Leerstellen wertet sie als perfekt. Hier liest Staude einen stilistisch und inhaltlich vergnüglichen Roman, bei dem man sich an keiner Stelle sicher sein kann, schließt sie.