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1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 15.09.2020 - 54 Books

Die Auseinandersetzung mit Videospielen muss in den Feuilletons noch eine ganze Weile reifen, um dieselbe Qualität zu erreichen, wie sie bei anderen Künsten Standard ist, lautet Christian Huberts' Fazit nach einer ausführlichen Bestandsaufnahme. Nicht eben besser wird es dadurch, dass mit "Play It Again, Pac-Man" einer der besten Texte über Computerspiele bereits 1989 veröffentlicht wurde und seitdem nahezu unerreicht ist. Verfasst hat ihn nicht etwa ein Games-Insider, sondern der Dichter Charles Bernstein, der sich mit Neugier und viel Fantasie dieser neuen Form ästhetischer Produktion und Interaktion widmete. Ein "Mangel an Vorstellungskraft" hingegen "ist offenbar symptomatisch für das Schreiben über Games im Feuilleton". Oft offenbare sich "ein Desinteresse an Computerspielen als Kulturform. Wo Charles Bernstein vor dreißig Jahren nach dem Besonderen von Games bohrt, sucht der Feuilleton der Gegenwart allzuoft nach dem Gewohnten. Zu den populärsten Aufhängern für Texte über digitale Spiele zählt daher auch der direkte Vergleich zu älteren Kulturformen." Zu beobachten sind im Zuge "selbsterfüllende Prophezeiungen. Das Publikum goutiert Games nicht, also werden sie ihnen nicht schmackhaft gemacht, also goutiert es Games nicht. Niemand kennt die Autor:innen von Games, also werden sie nicht vorgestellt, also kennt niemand die Autor:innen von Games. Und zu guter Letzt: Die Spielkultur ist vielfältig, komplex und unübersichtlich, also konzentriert man sich auf ihre bekanntesten Elemente, also findet sich niemand in der unübersichtlichen und komplexen Vielfalt der Spielkultur zurecht."