Magazinrundschau - Archiv

El Universal

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 07.03.2017 - El Universal

Der seit vielen Jahren auf der Flucht lebende Schriftsteller Horacio Castellanos Moya aus El Salvador spricht im Interview mit Caterina Morbiato von der Universal-Wochenendbeilage Confabulario über das Dasein als Exilant und die katastrophale Lage in Mittelamerika, auch mit Blick auf die Veränderungen in den USA: "Es ist einfach wahnsinnig, schrecklich: Du fliehst vor der Gewalt und der Armut, aber wenn du zurückkehrst, gibt es nur noch mehr Gewalt und Armut. Dieser Widerspruch hört nicht auf, denn ohne dieses Zugehörigkeitsgefühl kann der Mensch nicht leben, er braucht es so, wie die Bäume die Erde brauchen. Und dieses Zugehörigkeitsgefühl gibt einem vor allem das Land, aus dem man stammt, darauf baut sich die Identität eines Menschen auf. Wenn dieses Zugehörigkeitsgefühl einen aber auf eine chaotische, gewalttätige, von Armut und negativen Werten geprägte Lage verweist, lebt man in einem ziemlich schizophrenen Zustand. Einerseits liebt der Mensch das, was sein Land für ihn bedeutet, er erinnert sich voller Sehnsucht an das Gute, was es dort gibt oder gab, aber bei der Rückkehr ist fast nichts mehr davon da, bloß noch Härte, Gewalt, blutige, absurde Konflikte... Natürlich sind die meisten von uns da nicht ganz richtig im Kopf."

Magazinrundschau vom 07.07.2015 - El Universal

Der mexikanische Schriftsteller Álvaro Enrigue ist neulich von Berlin über Prag und Ljubljana nach Zagreb gereist und war ziemlich beeindruckt - von Zagreb. "Zagreb sieht so aus und kommt einem so vor, wie Barcelona unseren Großeltern erschienen sein muss, oder wie das Paris von Hemingway und Fitzgerald. Es zerfällt auf gleichermaßen symphonische und willkürliche Weise, ist ehrgeizig und bescheiden, voller furchterregender Nonnen und graugesichtiger Alter, die der Ansicht sind, das Vaterland ist das Heiligtum und das Heiligtum das Vaterland, aber zugleich hat es die besten Cafés Europas - Kroatien würde es bei der Espresso-Weltmeisterschaft bis ins Finale gegen Italien schaffen -, eine kämpferische Kunstszene, das beste Literaturfestival der Welt - es heißt FESS - und eine gequälte und ehrliche Seele: In Prag sagte man uns: "Sie sind nicht in Osteuropa, Sie sind in Europa", in Ljubljana hieß es: "Sie sind nicht in Exjugoslawien, Sie sind in Europa", und in Zagreb sagte man uns gleich bei der Ankunft: "Willkommen auf dem Balkan!""