Arundhati Roy hat in Indien mit Äußerungen über
Kaschmir mal wieder eine Riesendebatte ausgelöst. "Kaschmir war nie ein integraler Bestandteil Indiens" hat sie gesagt, und in einer Konferenz mit dem Separatisten
Syed Ali Shah Geelani plädierte sie für eine Unabhängigkeit Kaschmirs, woraufhin indische Medien verlangt haben, dass man sie wegen "
Volksverhetzung" verklagt. Shoma Chaudhury
verteidigt die Autorin in der Titelstory von
Tehelka: "Das Indien des 21. Jahrhunderts ist nicht ein Land, es sind
zwei Kontinente. Wenn du Geld hast, der Mittelklasse angehörst und Englisch sprichst, lebst du auf einem sehr lebenswerten Kontinent. Es gibt viele Chancen: Jobs, tolle Bars, Häuser, die man kaufen kann, und sogar Ferien. Wahlen sind frei und die Demokratie war nie stärker. Wenn du arm oder Muslim bist oder in Stammesgebieten lebst, dann ist dein Kontinent dunkler. Roy hat auch die
dunkle Seite aufgesucht .. Die Mittelschicht kann diese Liebe nicht verstehen. Diesen Kontinent hat sie nie besucht. Im Herzen der ewigen Kontroverse zwischen Roy und jenem Indien, das sie einst feierte, liegt ein
tiefer Dissens darüber, was Indien ist."
Im Interview
konfrontiert Chaudhury die Schriftstellerin mit den Folgen ihres Plädoyers für ein "freies" Kaschmir. Syed Ali Shah Geelani, in dessen Gegenwart sie die Unabhängigkeit Kaschmirs forderte, will die
Scharia einführen. Roy antwortet: "Wenn er Chef eines Staates wäre, in dem ich lebe, und mir diese Sicht aufzwingen würde, dann würde ich alles tun, um
Widerstand gegen diese Ideen zu leisten."