Birgit Schönau

Neros Mütter

Julia und die Agrippinas
Cover: Neros Mütter
Berenberg Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783946334811
Gebunden, 380 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Die Leichtlebige (Julia). Das Mannweib (Agrippina die Ältere). Die Herrschsüchtige (Agrippina die Jüngere): Die krassen Vorurteile der Nachwelt über Mutter, Großmutter und Urgroßmutter von Nero haben sich gut gehalten. Dabei waren die Frauen der Kaiserdynastie selbstbewusste Rollenmodelle der Emanzipation vor 2000 Jahren. Sie waren hochgebildet und steinreich, ritten über die Alpen und segelten auf dem Nil, empfingen Könige und kommandierten Soldaten. Dass Neros Mütter selbst Macht ausüben wollten, wurde ihnen zum Verhängnis - sie wurden von den Männern ihrer Familie verbannt und ermordet, von der Geschichtsschreibung vergessen oder verdammt. Birgit Schönau schreibt die Biografien der drei Julias neu und beweist, dass der Kampf um weibliche Selbstbestimmung so alt ist wie Europa.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.06.2021

Rezensent Clemens Klünemann kommt mit Birgit Schönaus Studie der Wahrheit über die Rolle der Frau im kaiserlichen Rom ein Stück näher. Lesenswert scheint ihm, wie Schönau mittels gründlicher wie kritischer, stets aber nüchterner Quellenanalyse von Texten Suetons, Tacitus' oder auch Senecas lebendige Kulturgeschichte aufblättert und das Wirken von Julia, ihrer Tochter Vipsania Agrippina und deren Tochter Julia Agrippina ins rechte Licht rückt, d.h. die Damen entdämonisiert. Das von Doppelmoral geprägte Frauenbild der augusteischen Ära wird dabei für Klünemann ebenso sichtbar wie das Anliegen der Frauen auf dem Palatin, sich Freiräume zu schaffen und Rollenmuster zu brechen.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 29.05.2021

Rezensent Sebastian Fuchs begrüßt, dass Birgit Schönau den Frauen um die römischen Monarchen ein Denkmal setzt, wurden sie doch von der Geschichtsschreibung lange Zeit vernachlässigt und wenn, dann nur als machtversessen, inzestuös und giftmischend dargestellt, wie der Kritiker schreibt. Dabei verfolgt Schönau, wie Fuchs nach einigem Kampf mit dem "Verwandschafts-Sudoku" resümieren kann, die Linie von Livia, der Frau des Augustus, über dessen Tochter Julia bis hin zu Agripina der Jüngeren, um zu zeigen, wie die Einflussnahme der Frauen wuchs. Dabei lernt Fuchs beispielsweise, dass Agrippina Claudius ihren Sohn Nero nicht als Thronfolger "aufgedrängt" habe, sondern Claudius sie gerade wegen Nero geheiratet habe. Auch Schönaus Einordnung Senecas in die römische "Machtclique" findet der Rezensent spannend. Ein manchmal etwas "unübersichtliches", aber insgesamt gut lesbares und aufschlussreiches Buch, das viele Dinge ins rechte Licht rückt, lobt Fuchs.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.05.2021

Rezensentin Katharina Teutsch freut sich, nach Neros und Caligulas Machenschaften nun endlich auch die Intrigen und Schicksale von Agrippina der Jüngeren, Agrippina der Älteren sowie Augustus' Tochter Julia kennenzulernen. Birgit Schönau taucht ein ins Dickicht dynastischer Heiratspolitik im alten Rom und setzt Teutsch auseinander, wie die Frauen zwar aus zweiter Reihe, aber nicht weniger machtbewusst als die Männer agierten. Schönau bringt die Rezensentin auf den neuesten Forschungsstand in Sachen Agrippinas Giftmord, zeigt aber auch, wie schnell der Stern der Damen sinken konnte. So ohne Namensregister verliert Teutsch zwar schnell den Überblick über das turbulente Familienleben am Kaiserhof, unterhaltsam und lehrreich findet sie die Lektüre aber dennoch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.05.2021

Rezensent Uwe Walter lernt mit Birgit Schönau die Patchworkfamilien im alten Rom kennen, die Strategien der Ehe und die Unfreiheit der Frauen am Kaiserhof. Dem Leser fordern das "Gewirr dynastischer Linien" und die Zusammenhänge aus Macht und Rollenspiel einiges ab, warnt Walter. Dass Schönau drei Frauen, Augustus' Tochter Julia und die beiden Agrippinas, ins Zentrum ihrer Untersuchung stellt, findet der Rezensent geschickt. Ein empfehlenswertes Sachbuch, meint er, dem nur ein Anhang mit Stammbäumen fehlt. Der Leser sollte ferner die Unsicherheit der Quellen im Auge behalten, so Walter.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Themengebiete