Tom Segev

Es war einmal ein Palästina

Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels
Cover: Es war einmal ein Palästina
Siedler Verlag, München 2005
ISBN 9783886808052
Gebunden, 670 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Brandherd Palästina: Der Konflikt zwischen Arabern und Juden um die Herrschaft im Heiligen Land ist seit Jahrzehnten ungelöst. Tom Segev, Historiker und Journalist von internationalem Rang, zeigt, wie es dazu kam. Aus einer Fülle bislang unerschlossener Quellen rekonstruiert Segev eine dramatische Ära grenzenloser Möglichkeiten und tragischer Fehlentscheidungen: die so genannte Mandatszeit von 1917 bis 1948, als nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches die Briten die Macht in Palästina ausübten und verhängnisvollerweise sowohl Arabern als auch Juden das Land versprachen. Er macht uns mit so legendären Figuren wie Lawrence von Arabien, General Allenby, König Faisal, Chaim Weizmann und David Ben-Gurion, aber auch mit einer bunten Mischung von Pionieren, Einwanderern, Abenteurern, Geheimagenten, Diplomaten und Fanatikern bekannt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.04.2006

Für Lorenz Beckhardt ist Tom Segevs Buch nicht die erste, aber eine äußerst "lebendige" und "gut lesbare" Darstellung Israels vor der eigentlichen Staatsgründung im Jahre 1948, die sich durchaus als Standardwerk empfehlen kann. Segev zeige die politischen Akteure "in persönlichen Begegnungen, privaten Erlebnissen und mit ihren inneren Monologen". Das macht die Ausführungen "äußerst anekdotenreich, fast romanhaft" und verknüpfe sie eng mit den Akteuren wie etwa Chaim Weizmann, dem Chemiker und Zionisten mit besten Verbindungen ins politische Establishment Großbritanniens und späteren Staatspräsidenten Israels. Keineswegs aber, versichert Beckhardt, schreibt diese Form erzählender Geschichte altbekannte Mythen zu Israels Staatsgründung fort oder fügt gar neue hinzu. Im Gegenteil. Der Autor gehöre zu jenen Historikern, die sich seit den 80er Jahren kritisch mit den nationalen Legenden ihres Landes auseinandersetzen, erklärt Beckhardt. Etwa mit jener, die Israels Gründung als alleinige Folge der Shoa bewertet - als hätte es die realistische Option eines jüdischen Staates "nicht lange vor den Nazis gegeben".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.02.2006

Der Rezensent Ludwig Watzal ist sehr angetan von diesem Buch, weil es "einige Fakten ins rechte Licht rückt, die durch Legenden und Mythen um die Staatsgründung Israels verdeckt worden sind." Dazu gehören beispielsweise auch die politischen Strategien der Briten. Der israelische Autor Tom Segev nähert sich der Thematik nach Watzals Meinung auf eine sehr ausgewogene Weise: Er ist kein Anti-Zionist und hat doch ein kritisches historisches Bewusstsein. "Segev lässt eine Welt Revue passieren, die längst untergegangen ist, deren Kenntnis aber für das Verständnis des israelisch-palästinensischen Konfliktes unerlässlich ist", resümiert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.06.2005

Als "anschauliches und spannendes Buch" würdigt Rezensent Niels Hansen diese Darstellung des Wegs zum Staat Israel, die der Zeithistoriker und "Ha'aretz"-Kolumnist Tom Segev nun vorgelegt hat. Die Politik der britischen Mandatsmacht schildere und analysiere Segev ebenso ausführlich wie diejenige von Juden und Arabern. Hansen betont, dass der Autor bei seiner Darstellung des komplexen Beziehungsgeflechts der beteiligten Akteure nicht nur maßgeblichen Politiker, Militärs und Spitzenbeamte einbezieht, sondern immer wieder auch aus Tagebüchern und Briefen von Privatpersonen ohne Entscheidungsbefugnis schöpft. Das lockert das Buch nach Einschätzung Hansen auf, führe aber gelegentlich auch zu Längen. Wie Hansen darlegt, entzaubert Segev immer wieder Mythen aus der Geschichte des Zionismus und des Panarabismus. Er verdeutliche auch, wie sehr Entwicklungen und Ausprägungen der Mandatszeit noch heute für Israel Relevanz besitzen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.05.2005

Wer die aktuellen Konflikte im Nahen Osten verstehen will, der solle auf Tom Segevs Darstellung zur Vorgeschichte des Staates Israel zurückgreifen, empfiehlt Alexandra Senfft. Segev ist ein israelischer Historiker und Journalist, informiert sie, der sehr lebendig schreibt: voller Anekdoten, anschaulicher Porträts und mit einem Witz, der trotz des Unterhaltungswertes die harten Fakten nicht unter den Tisch fallen lasse. Seinerzeit, als nämlich England noch die Mandatsherrschaft über Palästina inne hatte, wurden schwer wiegende Fehler gemacht, die heute noch Wirkung zeigen. Gerade hinsichtlich der Briten räume Segev mit so mancher Legende, mit so manchem Missverständnis auf, betont Senfft. Die herkömmliche Meinung, die Briten hätten zugunsten der Araber gegen die Zionisten agiert, lasse sich nach Segev beispielsweise nicht halten, resümiert die Kritikerin. Auch der israelische Gründungs-Mythos, die Briten seien letztlich von jüdischen Terrorgruppen verjagt worden, würde von Segev widerlegt. Seine Hauptthese sei, dass die Staatsgründung Israels - mit allen Fehlentscheidungen - den Engländern zu verdanken sei und nicht etwa eine Folge des Holocaustes sei, referiert Senfft. Ein spannendes, hochaktuelles Buch, das Senfft jedem politisch interessierten Menschen ans Herz legt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.03.2005

Renate Wiggershaus hat eine "plastische, geradezu spannende Darstellung der Geschichte Palästinas zwischen 1917 und 1948" gelesen, die den israelischen "Gründungsmythos" durch eine ebenso nüchterne wie vielstimmige Darstellung des anschwellendes Konfliktes zwischen Juden und Arabern "entzaubert". Gerade durch die Schilderung nicht nur der sich vertiefenden Konfliktlinien, sondern auch der lange anzutreffenden Solidarität zwischen Juden und Arabern, etwa im Kampf um die Befeiung Palästinas von osmanischer Herrschaft, gelingt es Segev nach Ansicht der Rezensentin, die historische Tiefe der Feindschaft auszuleuchten, aber eben zugleich alle unhistorischen "Lösungsansätze" - allen voran: Gewalt - zurückzuweisen. Ein weiteres Verdienst dieser Studie, so Wiggershaus, ist ihre Schilderung der Rolle der britischen Besatzer, die durch unüberlegte und überhebliche Politik den Konflikt anstachelten, bevor sie sich überhastet zurückzogen und nicht hinterließen als einen ausgereiften Konflikt und ein pathetisches Versprechen.