Stefan Rebenich

Die Deutschen und ihre Antike

Eine wechselvolle Beziehung
Cover: Die Deutschen und ihre Antike
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2021
ISBN 9783608964769
Gebunden, 496 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Seit mehr als 200 Jahren hat das griechisch-römische Altertum die deutsche Nationalkultur und unsere kollektive Identität mitgeprägt. Stefan Rebenich, einer der führenden deutschen Alt- und Wissenschaftshistoriker, bietet eine  Darstellung der wechselvollen und oft kontroversen Geschichte seiner Disziplin. Dabei schildert er nicht nur die politischen und wissenschaftlichen Biografien einzelner herausragender Historiker (etwa Mommsen, Wilamowitz, Harnack), sondern er berücksichtigt auch bedeutende Wissenschaftsinstitutionen und legt die zeitbedingten Faktoren der historischen Forschung offen. Er behandelt Kontroversen und Themen, die die Entwicklung des Faches bestimmten, und zeigt anhand ausgewählter, wenig bekannter Quellen die ideologische Vereinnahmung der Alten Geschichte und die Anpassung ihrer Vertreter im Nationalsozialismus. Was also bleibt und wo stehen wir nach dem Bedeutungsverlust der Antike als Leitbild, fragt der Autor mit einer aktuellen Wendung: Noch heute ist die Beschäftigung mit der Fremdheit der Antike eine intellektuelle emanzipatorische Übung, uns selbst in Frage zu stellen und uns selbst zu finden.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 11.01.2022

Rezensent Arno Orzessek bekommt trockene Kost mit Stefan Rebenichs Buch über die Altertumsforschung in Deutschland. Von Hölderlins seligem Hellas oder Schliemanns Troja keine Rede, warnt er den Leser. Dafür schildert der Autor getreulich den Einfluss, die Projekte und die Auseinandersetzungen innerhalb der deutschen Altertumswissenschaft, erklärt Orzessek. Das kann  spannend sein, meint er, wenn Rebenich hinter die Kulissen und auf die Dramen der akademischen Postenschacherei und Machtkämpfe schaut, oder aufschlussreich, wenn er kaum bekannte Gelehrte vorstellt. Das Buch ist eine Komposition aus älteren Aufsätzen des Autors, aber eine elegante, verrät Orzessek.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.11.2021

Rezensent Johan Schloemann enttäuscht am Buch des Althistorikers Stefan Rebenich über das Verhältnis der Deutschen zur Antike höchstens der Umstand, dass es aus biografischen und wissenschaftshistorischen Einzelstudien zusammengesetzt ist und keine allumfassende Arbeit zum Thema darstellt. Wer sich auf Rebenichs wissenschaftsgeschichtliche Expertise und seinen kulturgeschichtlichen Horizont einlässt, wird laut Schloemann dennoch reich beschenkt. Mit Einsichten in den "Phantomschmerz" der Altphilologen angesichts der Abschaffung der Idee von der Antike als interdisziplinärem Ideal etwa oder in die Widersprüche zwischen "unbestechlicher Wissenschaftlichkeit" und der Bewunderung für Homer und die Römer.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 30.09.2021

Der Althistoriker Stefan Rebenich beschreibt in seinem Buch die Entwicklung der deutschen Antikerezeption und -erforschung, zeitlich im deutschen Kaiserreich beginnend und im geteilten Deutschland endend, erklärt Rezensentin Katharina Teutsch. Neben einigen Teutsch zufolge interessanten und lehrreichen Fun-Facts verdeutlicht der Autor auch die Problematiken seiner Disziplin: zum einen gebe es zu wenige angesehene weibliche Forscherinnen, zum anderen würden die Originalquellen oft von Rechts und Links vereinnahmt zu zurechtgebogen. Immerhin, die geschichtliche Entwicklung der Antike und ihrer Rezeption ist trotz der Auf und Abs in der Weltgeschichte sehr beeindruckend, schließt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.09.2021

Uwe Walter begrüßt den Band des Althistorikers Stefan Rebenich. Die Beschäftigung mit den Altertumswissenschaften und ihrem Gegenstand scheint ihm schon insofern wichtig, weil die Antike zumindest lange Zeit einen "Hauptinhalt" der Bildung darstellte, wie Walter feststellt. Rebenich schreibt also Wissenschaftsgeschichte und Gesellschaftsgeschichte, wenn er Wilhelm von Humboldt, die Idealisierung der Antike und die Homogenisierung des Bürgertums in den Blick nimmt, findet Walter. Die überarbeitete und ergänzte Sammlung von Rebenichs Aufsätzen macht den Rezensenten mit Personen, Institutionen und Ideen bekannt, mit dem Neuanfang der Disziplin nach dem Krieg, mit Männerbünden und Frauenmangel, mit produktiven Phasen wie mit wissenschaftlicher Stagnation. Die Darstellung reicht bis in unsere Gegenwart, so Walter.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de