Maeve Brennan

Tanz der Dienstmädchen

New Yorker Geschichten
Cover: Tanz der Dienstmädchen
Steidl Verlag, Göttingen 2010
ISBN 9783869300788
Gebunden, 224 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Hans-Christian Oeser. New Yorker, die es sich leisten können, wohnen in Herbert's Retreat. Hier fährt man Jaguar im Partnerlook, hält sich zur intellektuellen Erbauung einen Theaterkritiker - und beherrscht all jene Regeln einer exklusiven Gesellschaft, die so eisern wie unklar sind. Vor allem aber verfügt man über eine Aussicht auf den Fluss und über die besten irischen Dienstmädchen. Aus deren Perspektive wirft Maeve Brennan bitterböse Blicke hinter die Kulissen der Wohlanständigkeit. Denn Bridie, Agnes und Josie sind begeisterte Geschichtenerzählerinnen, und nichts bereitet ihnen mehr Vergnügen, als genüsslich über das seltsame Treiben ihrer Herrschaft zu tratschen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.07.2010

Rezensentin Bernadette Conrad ist ein Fan von Maeve Brennan. Und auch dieser neue Band mit "schreiend grotesken" Geschichten, die alle in einer abgeschlossenen, privaten Wohnsiedlung bei New York spielen, hat ihr ausgezeichnet gefallen. Es geht um Macht und Unterdrückung, um den sozialen Status, den man hat oder zu erreichen wünscht, so Conrad. Manchmal genügt offenbar die Form einer Wärmflasche, diesen Status zu belegen. Brennan erzähle oft aus der Sicht der irischen Dienstmädchen, die ihrer Herrschaft - was "subtile Tücke" angeht - mühelos das Wasser reichen können. Conrad jedenfalls hat sich blendend amüsiert und hofft auf ein weiteres Buch aus dem anscheinend unerschöpflichen Nachlass Brennans.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.07.2010

Offenbar mit Vergnügen hat Rezensentin Judith Leister diesen Band gelesen, der weitere Erzählungen der New Yorker Autorin Mave Brennan versammelt, deren Bissigkeit seit einigen Jahren wieder sehr geschätzt wird. Allerdings hält sich Leister mit einem Urteil zurück und beschränkt sich auf die süffige Nacherzählung. Brennan seziert in ihren Geschichten mit boshafter Freude die gehoben Kreise, die sich in den New Yorker Vorort Herbert's Retreat vor den Zumutungen des gewöhnlichen Lebens geflüchtet haben. Zu den um Noblesse und den europäischen Stil des geerbten Vermögens ringenden Gesellschaftsgrößen gesellen sich boshafte Dienstboten oder auch ein Feuilletonist, von dem nicht mehr klar ist, woher sein einst so guter Ruf rührte.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.06.2010

In Maeve Brennans Erzählungsband "Tanz der Dienstmädchen" wird Hans-Peter Kunisch die höhere Gesellschaft in einer Siedlung nahe New York aus der Perspektive der Dienstmädchen vorgeführt. Alle Erzählungen erschienen im "New Yorker" und sind zusammengenommen so etwas wie ein "Episodenroman" mit wiederkehrendem Personal, erklärt der Rezensent. Anders als in den Dubliner Geschichten der Autorin mit irischen Wurzeln wird in diesen Erzählungen nicht in karger Sprache von problematischen Paar- oder Familienbeziehungen erzählt, sondern in "spitzer, amüsanter" Weise von den besseren amerikanischen Kreisen, erklärt der Rezensent. Das findet er allerdings nicht weniger geglückt, zumal auch die Dienstmädchen, die ihre schonungslosen Blicke auf die Herrschaften werfen, nicht idealisiert werden, sondern selber "neidisch, muffig und boshaft" dargestellt werden, wie Kunisch zufrieden bemerkt. Der Rezensent preist die unprätentiöse, schlichte Sprache der Autorin, die erst mit aus ihrem Nachlass publizierten Erzählungen berühmt wurde, und sieht in diesem Band das gelungene, wenn auch ziemlich spitzzüngige Bild einer "mit sich selbst beschäftigten" Gesellschaftsschicht.
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