Uwe Heyll

Wasser, Fasten, Luft und Licht

Die Geschichte der Naturheilkunde in Deutschland
Cover: Wasser, Fasten, Luft und Licht
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783593379555
Kartoniert, 310 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Die Heilkräfte der Natur nutzen, ohne Medikamente oder chirurgische Eingriffe, war das Ziel der um 1800 entstehenden Naturheilkunde. Eine Vielfalt an Verfahren wurde entwickelt, vom Duschen im Freien mit eiskaltem Wasser über streng vegetarische Kost bis zum Baden im Licht. Zugrunde lag all dem die Vorstellung eines naturgemäßen Lebens und Heilens. Uwe Heyll erzählt von diesen Anfängen der Naturheilkunde, von ihrem Ideal einer vollkommenen Welt, das den Menschen dauerhafte Gesundheit und Wohlergehen versprach, und von ihren heute zum Teil merkwürdig anmutenden Methoden. Während die Ärzte das Treiben der Laien zunächst mit Zurückhaltung verfolgten, zeigten sie später Interesse an den Verfahren, ohne jedoch deren umfassende Ziele zu teilen. Während des Nationalsozialismus wurde die von Ärzten betriebene "Biologische Medizin" als Volksheilkunde gefördert, wobei gleichzeitig die naturheilkundliche Laienbewegung in der Bedeutungslosigkeit versank. Die heutige Alternativmedizin hat nur noch wenig mit den Ursprüngen gemein. Die Geschichte der Naturheilkunde erweist sich hier als Teil der Kultur- und Sozialgeschichte der letzten 200 Jahre, in deren Verlauf sich das Naturverständnis umfassend wandelte und Technisierung und Modernisierung auch die Medizin von Grund auf veränderten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.09.2006

Höchst aufschlussreich scheint Christian Weymayr diese Geschichte der Naturheilkunde in Deutschland von Uwe Heyll. Er würdigt den Autor als souveränen Kenner der Materie, der bei der Unzahl von Daten, Ereignissen und Namen nie den Überblick verliert. Ausführlich berichtet Weymayr über die teils erbitterte Konkurrenz der Gründerväter der Naturheilkunde im 19. Jahrhundert, ihre unterschiedlichen Methoden und gemeinsamen Überzeugungen sowie über die Wandlungen der Naturheilbewegung bis heute. Insgesamt besticht diese aus Primärquellen gearbeitete Geschichte der Naturheilkunde für Weymayr durch ihre packende Darstellung und ihre Anschaulichkeit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.06.2006

Als "historisch präzise" lobt Rezensent Wolfgang U. Eckart diese Geschichte der Naturheilkunde in Deutschland. Extrapunkte bekommt ihr Verfasser, der Medizinhistoriker Uwe Heyll für die Lesbarkeit, die die Geschichte dieser "bedeutenden bürgerlichen Gesundheitsbewegung" des 19. Jahrhunderts aufweist. Sichtlich von Heylls Darstellung angeregt, fasst der Rezensent diese Geschichte noch einmal zusammen, die er auf Jean Jacques Rousseau zurückgehen, aber auch von der gescheiterten bürgerlichen Revolution von 1848 befördert sieht, wobei ihm besonders die Deutung der naturheilkundlichen Gesundheitsreform als bürgerlicher Fluchtweg in eine "mikrosoziale Nische" plausibel wird. Auch die düstere Seite der Neuen deutschen Heilkunde als "Wächterin über Blut und Boden" bleibt nicht unerwähnt. Insgesamt macht Eckarts Skizzierung der Hauptthemen des Buches große Lust, es auch selbst zu lesen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.06.2006

Uwe Heyll spürt in seinem Buch der Geschichte der Naturheilkunde von ihren Anfängen an nach und zeigt sich dabei als "Vertreter der reinen Lehre", stellt Robert Jütte mit Unbehagen fest. Deshalb werden beim Autor sowohl die Verordnungen des Pfarrers Sebastian Kneipp als auch die Homöopathie als Abweichungen von den Grundsätzen der Naturheilkunde betrachtet, erklärt der Rezensent, der zumindest für die Kneippkur eindeutig einen gemeinsamen ideologischen Hintergrund erkennt. Deshalb wundert es ihn auch, dass Heyll die Lebensreformbewegung in seiner Naturheilkundegeschichte kaum je erwähnt, die der Rezensent ebenfalls auf dieser Ideologie fußen sieht. Jütte kann es grundsätzlich nicht recht nachvollziehen, wenn der Autor im Gegensatz zur Naturheilkunde den heutigen Naturheilverfahren ideologische Beliebigkeit nachsagt, denn er meint, dass auch die Naturheilkunde in der Vergangenheit sich aus unzähligen verschiedenen Überzeugungen und Grundsätzen formiert hat.
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