Avraham Burg

Hitler besiegen

Warum Israel sich endlich vom Holocaust lösen muss
Cover: Hitler besiegen
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783593390567
Gebunden, 280 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff. Avraham Burg spricht aus, was viele in Israel empfinden: Der jüdische Staat ist besessen vom Misstrauen - gegen sich selbst, seine Nachbarn und die Welt um sich herum. Der Holocaust wird als ultimatives Trauma vereinnahmt, um israelisches Unrecht zu legitimieren. Burg kritisiert sein Land als militaristisch, fremdenfeindlich und anfällig für Extremismus. So wird der Weg zu einem Frieden im Nahen Osten immer wieder verbaut. Trotz der großen Bedeutung des Erinnerns an die Opfer ist es Zeit, dass Israelis, Juden und die westliche Welt - allen voran Deutschland - das Trauma des Holocaust überwinden und Israel zu einem neuen Selbstverständnis findet, das auf Freiheit und Demokratie beruht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.10.2009

Mit seinem Buch "Hitler besiegen", in dem er Israel auffordert, von der Fixierung auf den Holocaust zu lassen, hat sich Avraham Burg in seiner Heimat außerordentlich unbeliebt gemacht. Unbequem mag sein, was er da ausspricht, meint Rezensent Micha Brumlik, aber gerade darum sei das, auch wenn es ihm selbst durchaus auch auf die Nerven geht, ein wichtiges Buch. Die Empörung, die Burg auslöst, hat viel mit seiner Lebensgeschichte zu tun. Er ist der Sohn eines ehemaligen israelischen Innenministers, war selbst lange Abgeordneter der Knesset und Vorsitzender der Jewish Agency, der wichtigsten zionistischen Organisation, erzählt Brumlik. Als "Renegat" wird er beschimpft, weil er am Zionismus als seligmachender Staatsdoktrin heute zweifelt. Er verwahrt sich inzwischen gegen jene "Lebenslüge", in der sich Israel zur "ungleichzeitigen Alternative zur Shoah" stilisiere - und damit nicht zuletzt auch historische Wahrheiten verfälsche, so der Rezensent. Insbesondere den prophetischen Gestus des Autors findet Brumlik problematisch, höchst aufschlussreich aber scheint ihm das Buch doch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.10.2009

Dies ist "eines der wichtigsten Bücher des Jahres", erklärt Rezensent Arno Widmann. Avraham Burg lege dar, dass die "Fixierung" Israels auf den Holocaust das Land vernichtet, weil es jede Bedrohung von außen als "Reinkarnation" des nationalsozialistischen Antisemitismus begreift und militärisch bekämpft. Ohne mit den Nachbarstaaten und den Palästinensern Frieden zu schließen ist aber für Burg der Staat Israel dem Untergang geweiht, erklärt Widmann. Auch die "Einzigartigkeit der Shoa" stellt der Autor hier in Frage, denn er sieht in dieser Überzeugung die Gefahr, dass sie blind macht für die Leiden anderer, so der Rezensent nachdenklich. In Israel hat man "Hitler besiegen" dem 1955 geborenen Autor, Sohn eines deutschen Holocaustüberlebenden, selbst früher Berater Shimon Perez', Sprecher der Knesset und Vorsitzender der Jewish Agency, bevor er sich aus allen Ämtern zurückzog, gewaltig übel genommen und ihn als Landesfeind angeprangert, erzählt Widmann. Er liest das Buch als tieftraurige Bilanz eines "Zionisten, der keiner mehr sein will", als "bitteren Abschied" von einem Selbstverständnis, das Burg in seinen Ämtern selbst jahrelang mitgetragen hat.