Thomas Mießgang

Semantics II

Mögliche Musiken im Zeitalter der Desillusion
Cover: Semantics II
Triton Verlag, Wien 2002
ISBN 9783854861294
Broschiert, 240 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Mit Essays von Thomas Mießgang u. a. und Interviews des Autors mit Uri Caine, Dave Douglas, Bill Frisell, Gordon und Poke/Icebreaker, Steve Martland, Jim O`Rourke, Evan Parker, Annette Peacock, Steve Reich, John Szwed/Sun Ra, Tricky und John Zorn. "Semantics II" knüpft an den 1991 erschienen Band "Semantics" (Wolke Verlag) von Thomas Mießgang an. Damals hatte die westliche Musikszene ein Jahrzehnt des "Anything goes" erlebt. Klangschöpfer wie John Zorn, Steve Reich, Scott Walker, Eugene Chadbourne, Laurie Anderson, Arto Lindsay, Sonic Youth u.a. fühlten sich keinem traditionellen High- oder Low Art-Kunstbegriff mehr zugehörig, sondern konstruierten frivole Hybride, die Jazz- und Rockspielarten, Minimalismus und globalkolierte Sound-Exzerpte außereuropäischer Kulturen fulminant kollidieren ließen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.11.2002

Nur die "neuere elektronische Musik kommt reichlich kurz", findet Ulrich Stock, preist ansonsten den "rasanten" Gang durch das weite Feld der Musik-Avantgarde, wie der frühere Musikkritiker der ZEIT ihn hier vorführt. In seinen Essays, so Stock "blitzen" immer wieder kluge Erkenntnisse auf, so die über die Popkultur, in der das ursprüngliche Motiv des "Lebensüberschwangs" sich inzwischen "ausgerechnet durch die Ästhetik der Wiederholung" manifestieren soll. Gestört hat Stock auch der "Fremdwörteroverflow" (!), begeistert hingegen die Gespräche mit Komponisten. Besonders gefallen hat ihm die Antwort der Komponistin Anette Peacock auf eine aufs Komplexe zielende Frage von Mießgang. Sie sagt: "..ich bin auf der Suche nach dem Raum, der zwischen zwei Atemzügen entsteht, der Stille vor dem ersten Kuss zweier Liebenden". Und Stock ist beglückt, dass da "selbst Thomas Mießgang einen Moment lang inne" hält.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.07.2002

Dieser an den ersten Teil "Semantics" (zum Thema Crossover) anschließende Aufsatz- und Interview-Band des Kulturpublizisten Thomas Mießgang hat für den Rezensenten seine Höhen und Tiefen. Überschwänglich lobt Ueli Bernays den gewagten Spagat "zwischen ernstester E-Musik und poppigstem Pop", aus dem heraus der Autor sein akustisches Panorama der zeitgenössischen Musiklandschaft entwirft und gegen alle Gerüchte über den Tod der Musikwelt zu zeigen versucht, "dass gewiefte Musiker durchaus noch zu originellen Tönen finden können". Hybridisierung ist da das Stichwort, das der Autor verfolgt, auch in seinen Interviews mit Grenzgängern wie den Jazzern Uri Cain oder Bill Frisell, die Bernays "am besten zu lesen" findet. Bleibt der Haken des Ganzen. Bernays erkennt ihn in den Vorurteilen des Autors gegenüber den Erscheinungen zeitgenössischen Pops. Szientismus und Halbwissen wirft er Mießgang vor, wenn es um Videoclips oder Stars wie Robbie Williams geht. Die Rolle des DJs und entscheidende Tendenzen wie die Vermischung von Independent und Mainstream, so Bernays, entgingen dem Autor gleich ganz.

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