Konrad Kellen

Katzenellenbogen

Erinnerungen an Deutschland
Cover: Katzenellenbogen
Edition Selene, Wien 2003
ISBN 9783852662022
Gebunden, 246 Seiten, 21,70 EUR

Klappentext

Das Leben des Konrad Katzenellenbogen, der im Krieg nach Amerika emigrierte und dort seinen Namen in Konrad Kellen änderte, ist für das Verständnis deutscher Kultur, sowohl vor, während als auch nach der Zeit des II. Weltkrieges, von Bedeutung. Er kam zwar von Kindheit an in Berührung mit den kulturellen Größen seiner Zeit - Klaus Mann, Thea Sternheim, Marlene Dietrich, Max Schmeling, Rudi Caracciola, um nur einige zu nennen -, gehörte selbst aber nie zu ihren Protagonisten. Sein Erinnerungsroman ist das Dokument eines ebenso paradigmatischen wie individuellen Schicksals und zeichnet ein Bild des politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in Deutschland vor, während und nach der Machtergreifung des "Schnurrbarts", wie Kellen Hitler nennt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.09.2003

In ihrer kurzen Kritik zeigt sich Jenny Friedrich-Freska recht angetan von dem ersten Band der Autobiografie Konrad Kellens, dem späteren Privatsekretär Thomas Manns im amerikanischen Exil. Zwar nähere sich der jüdische Autor, der Deutschland 1933 verlassen hat, keineswegs "objektiv" der deutschen Geschichte, wie er selbst sein Vorhaben beschreibt, räumt die Rezensentin ein. Sie sieht in der Autobiografie im Gegenteil die "individuelle Lebensgeschichte" des Autors im Vordergrund und das ist ihr auch das eigentlich "Interessante" an dem Buch, weshalb sie mit Spannung den zweiten Teil der Lebensbeschreibung erwartet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.09.2003

Rezensent Anton Thuswaldner hält Konrad Kellens "Katzenellenbogen" für eine "der seltsamsten Biografien, die je geschrieben worden ist" und zugleich für eine "heillos missratene". Zwar habe Kellen von Anfang an hat alle Sympathien auf seiner Seite, weil er nicht abgeklärt an die Sache der Erinnerung gehe, sondern mit der Wut des Davongekommenen - bei Strafe der Ungerechtigkeit - Position beziehe, Täter nenne und Urteile fälle, räumt Thuswaldner ein. Doch Kellen verspielt sich im Laufe des Buches beim Rezensenten jede Sympathie. Thuswaldner findet den Tonfall des Buches nicht nur hart, sondern mehr und mehr trivial. Er hält Kellen vor, mit seinen "simplen rhetorischen Standards" auf eine rein emotionale Ebene zu zielen. Was ihn am meisten stört, ist allerdings, dass Kellen sein ereignisreiches Leben weitgehend ausblendet, um sich zügellos Plaudereien hinzugeben. Statt den Leser an seinem "verschlungenen Leben" teilhaben zu lassen, solle dieser an Kellens Lebensweisheiten partizipieren. Ärgerlich findet Thuswaldner dabei vor allem Kellens Rechthaberei und sein Überlegenheitsgefühl. Er sieht darin eine Flucht vom "Individuellen der eigenen Biografie" in das "große Pauschale". Richtig "unangenehm" ist Thuswaldner das "eitle Buch" vor allem deswegen, "weil der Autor sich selber kraft seiner Geschichte als Verfolgter unangreifbar macht".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.07.2003

Katzenellenbogen war der wirkliche Name des jüdischen Autors Konrad Kellen, informiert Rezensentin Bastienne Müller. Der einstige Privatsekretär Thomas Manns wanderte 1935 in die USA aus, zu diesem Zeitpunkt endet allerdings der erste Teil von Kellens Autobiografie, so dass Erlebnisse mit Thomas Mann noch nicht vorkommen, wie Müller bedauert. Im Vergleich mit Thomas Mann erzähle Kellen jedoch seine Anekdoten, die durchaus "dramatische Qualitäten" hätten, eher im Plauderton. Der Text sei "weitgehend unstrukturiert" und der Leser werde ständig mit "Andeutungen gekitzelt", die dann nicht weiter ausgeführt würden. Noch weniger anfangen kann die Rezensentin mit Kellens Alleinerklärungsanspruch von Hitlers Aufstieg und der Art seiner Beschreibung. Ob Formulierungen wie "das deutsche Volk, beschränkt und brutal sind sie wohl, damals wie jetzt" eine sinnvolle Vergangenheitsbewältigung darstellen, lässt sie offen.
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