Benjamin von Stuckrad-Barre

Panikherz

Cover: Panikherz
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2016
ISBN 9783462048858
Gebunden, 576 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Benjamin von Stuckrad-Barre wollte den Rockstar-Taumel und das Rockstar-Leben, bekam beides und folgerichtig auch den Rockstar-Absturz. Früher Ruhm, Realitätsverlust, Drogenabhängigkeit. Und nun eine Selbstfindung am dafür unwahrscheinlichsten Ort - im mythenumrankten "Chateau Marmont" in Hollywood, in das ihn Udo führte. Was als Rückzug und Klausur geplant war, erweist sich als Rückkehr ins Schreiben und in ein Leben als Roman. Drumherum tobt der Rausch, der Erzähler bleibt diesmal nüchtern. Schreibend erinnert er sich an seine Träume und Helden - und trifft viele von ihnen wieder. Mit Bret Easton Ellis inspiziert er einen Duschvorhang, er begegnet Westernhagen beim Arzt und Courtney Love in der Raucherecke und geht mit Thomas Gottschalk zum Konzert von Brian Wilson. Andere sind tot und werden doch gegenwärtig, Kurt Cobain, Helmut Dietl. Stuckrad-Barre erzählt mit seiner eigenen Geschichte zugleich die Geschichte der Popkultur der letzten 20 Jahre.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.03.2016

In Benjamin von Stuckrad-Barres "Panikherz" lauscht Rezensent Christian Schlüter dem Soundtrack eines Dandys, der ihm, aller verlagsprosaisch gepriesenen Offenbarungen über Selbstzerstörung, Kokainkonsum und Depression zum Trotz, überraschend mittelmäßig erscheint. Gerade darin aber erkennt der Kritiker die Stärke des Buches: Immer dann, wenn der "Großkotz" schweigt und das Loblied auf die "Kaputtness" verebbt, vernimmt Schlüter starke, rührend zärtliche und kluge Töne, etwa dann, wenn Stuckrad-Barre von seiner Liebe und Freundschaft zu Udo Lindenberg erzählt, schließt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2016

Rezensent Edo Reents zerlegt Benjamin von Stuckrad-Barres "Panikherz" in seine Einzelteile und macht dabei brillante, aber auch weniger rühmliche Entdeckungen. Beeindruckt liest der Kritiker dieses von Alkohol, Drogen, Bulimie und Selbsthass geprägte Memoir, sieht dem Autor großzügig die wenigen selbstverliebten Seiten nach und meint den Popliteraten der Neunziger, der seine Idole, Udo Lindenberg etwa, scharfzügig zerpflückte, nach der Lektüre besser zu kennen: Von der Unsicherheit und dem Geltungsdrang des zwangsneurotischen Literaten erfährt der Kritiker hier und lobt dabei nicht nur die nüchterne Selbstkritik des Autors, sondern vor allem den an Hunter S. Thompson und Jörg Fauser geschulten dynamisch pointierten Erzählton, mit dem die Jugendjahre und der Eintritt in die Glamourwelt skizziert werden. Während der Rezensent sich auch bestens mit Stuckrad-Barres exhibitionistisch geschildertem Abstieg in Sucht und Klinikaufenthalte unterhält, findet er für die selbstbesonnenen Seiten des Buches weniger freundliche Worte: Die nüchtern verfasste Medien- und Kulturkritik erscheint ihm schal und wenig originell und mit dem Seitenhieb auf den Schlager sei der Autor auf der "niedrigsten Stufe" angekommen, schließt der Rezensent etwas überraschend.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.03.2016

Huldigend erinnert sich Rezensent Andrian Kreye an Benjamin von Stuckrad-Barres popliterarische Vergangenheit, um dann doch sein Urteil über das neue Buch "Panikherz" zu fällen. Kein Roman, sondern ein "Krankenbericht" sei das Werk, konstatiert Kreye und entsprechend schwierig eine objektive Bewertung. Gemessen an Hunter S. Thompson muss der Kritiker aber doch feststellen, dass es der Autor hier sowohl mit dem Selbstmitleid als auch mit detailreichen Offenbarungen übertreibt und zu manieriert schreibt, um das hohe Niveau vergangener Texte zu halten. Trotz zahlreicher genialer Szenen, etwa der scharf beobachteten Schilderung der Mahlzeit in seiner Pastorenfamilie, vermisst Kreye eine zusammenhaltende Klammer. Insbesondere aber hat sich der einst innovative Erzählton des Autors inzwischen überlebt, meint der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.03.2016

An der Autobiografie des Popliteraten Benjamin von Stuckrad-Barre beeindruckt den Rezensenten Klaus Bittermann vor allem eines: Wie es dem Autor gelingt, seine jahrelange Abhängigkeit von Alkohol und Kokain mitsamt ihren Auswirkungen nachvollziehbar zu beschreiben. Stuckrad-Barre bleibt dabei nach Ansicht des Kritikers "distanziert, analytisch, erscheint nie mitleidig", schafft es aber gleichzeitig, Bittermann die Sucht begreifbar zu machen. Die Fähigkeit, sein Publikum zu unterhalten, beherrscht Stuckrad-Barre wie kaum ein anderer, findet Bittermann. Auch deshalb sei das Buch reich an Höhepunkten. Besonders angetan haben es dem Rezensenten die Auslassungen über ein angstbesetztes Klassentreffen, zu dem Stuckrad-Barre eingeladen war. Auch die enge Freundschaft des Autors zu Udo Lindenberg hebt der Rezensent hervor. Alles in allem: "ein großes Buch, ein Buch, das bleiben wird", versichert er.