Francois Cheng

Fülle und Leere

Die Sprache der chinesischen Malerei
Cover: Fülle und Leere
Merve Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783883961989
Broschiert, 184 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Mit 24 Seiten schwarz-weiß-Abbildungen. Aus dem Französischen von Joachim Kurtz. Gegenstand der chinesischen Malerei ist die Schöpfung eines Mikrokosmos, der "wahrer ist als die Natur selbst" (Zong Bing). Gelingen kann dies nur durch die Nachempfindung des Lebenshauchs, der das Universum durchwirkt. Zugleich strebt der Maler danach, die den Dingen immanenten Linien nachzuzeichnen und ihre Beziehungen untereinander festzuhalten; daher die besondere Betonung des Strichs. Gestalt nehmen diese Kraftlinien jedoch nur vor dem Hintergrund der Leere an. Sie ist es, die auf der Leinwand zwischen den einzelnen Elementen und dem Strich selbst Wirklichkeit werden muss. Um diese Leere herum sind alle anderen Begriffe der chinesischen Malerei gebildet worden. Das Bezugssystem, das sich aus ihnen ergibt, wird von Francois Cheng hier erstmals einer zeichentheoretischen Analyse unterzogen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2006

Der europäische Betrachter könne die traditionelle chinesische Malerei nicht ohne weiteres verstehen und wahrnehmen, erläutert Rezensent Arne Klawitter. Das Büchlein des in Frankreich lebenden Kunst- und Literaturkritikers Francois Cheng biete hier eine äußerst gelungene Hilfestellung. Schon an der technischen Beschreibung des richtigen Pinselstrichs mache der Autor beispielsweise deutlich, wie die außerordentlich wichtige Leere auf die Bildfläche gelange. Denn nicht auf der Nachahmung äußerer Realität beruhe die chinesische Malerei, vielmehr auf dem "Nachempfinden" des Mikrokosmos. Und die Leere, die bis zu zwei Drittel der Bildfläche einnehme, visualisiere den "Hauch des Atems", der eine Verbindung zum Makrokosmos schaffe, ohne ihn allerdings zu repräsentieren. Selbstverständlich, so der Rezensent, gebe Francois Cheng hier die bitter nötigen Hinweise zur taoistischen Philosophie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.08.2004

Die Beschäftigung mit dem alten China ist im Augenblick in Frankreich en vogue, konstatiert Mark Siemons. In diesen Zusammenhang stellt er auch Francois Chengs Untersuchung über "Fülle und Leere" in der chinesischen Malerei. Ziemlich nachvollziehbar und durchaus anregend findet er, was Cheng, ein in Paris lebender Dichter, Kunstkritiker und Kalligraph und Mitglied der Academie Française, zur chinesischen Ästhetik zu sagen hat. Cheng zitiert ausgiebig frühe Theoretiker und Maler. Ein "Denken in Aktion" war es, das die alten östlichen Meister mit ihrer Kunst der Leere - die in der Song- und Yuan-Zeit "oft zwei Drittel der Gemälde eingenommen" hat - initiieren wollten. Auch Cheng bringt, so Siemons, das Denken in Bewegung, indem er es unterlässt, die historischen Quellen auf Biegen und Brechen mit den neuen ästhetischen Diskursen zu verschalten.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de