Djuna Barnes

Im Dunkeln gehn

Briefe an Emily Coleman
Cover: Im Dunkeln gehn
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783803131621
Gebunden, 206 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

Ausgewählt und mit einem Vorwort von Mary Lynn Broe. Aus dem Amerikanischen von Robin Cackett. Die Auswahl von Briefen Djuna Barnes an Emily Coleman aus den Jahren 1934 bis 1938 zeugt von der engen Freundschaft der beiden Schriftstellerinnen. Die verrückten Pariser Jahre sind vorbei, die Boheme-Zirkel, die Freunde wie Peggy Guggenheim, Gertrude Stein, Charles Henri Ford, Natalie Barney zerstreut. In fast schmerzhafter Offenheit schreibt Djuna Barnes über ihre verzweifelte Lage: Niemand interessiert sich mehr für ihre journalistische Arbeit, das Einkommen bleibt aus; und sie schwankt zwischen den Wohnorten New York, Paris und England; das Ende ihrer großen, alles bestimmenden Liebe zu Thelma Wood hat eine tiefe Wunde hinterlassen; Peter Negoe, ihre neue Leidenschaft, ist verheiratet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.02.2003

Anders als bei anderen aus dem privaten Nachlass veröffentlichten Briefbänden stellt sich hier, versichert die Rezensentin Alexandra Lavizzari, nie das Gefühl ein, man gewinne voyeuristisch Einblick in Dinge, die einen nichts angehen. Was Barnes an ihre Freundin Emily Coleman in den Briefen aus den Jahren 1934 bis 1938 schreibt, sei "derart spontan und ironisch", dass man sich vom ersten Brief an dazugehörig fühle. Verhandelt wird zum einen Schriftstellerisches - Coleman ermutigt Barnes unentwegt, die an ihrem Hauptwerk "Nachtgewächs" sitzt -, zum anderen geht's um allerlei Liebesdinge. An Abwechslung mangelte es im Kreis um die männerverschlingende Millionenerbin Peggy Guggenheim nicht in Sachen Personal und bei Djuna Barnes auch nicht bei der Geschlechtszugehörigkeit der jeweiligen Partner. Dennoch gibt es nicht in erster Linie Klatsch, "ergreifend" vielmehr, meint Lavizzari, die "Einsichten", die Barnes aus manch unglücklich verlaufener Liebe zieht. So interessant die Rezensentin das Buch offenkundig findet, an der Edition übt sie Kritik. Warum man die Briefe Emily Colemans nicht zu Gesicht bekomme, werde nicht schlüssig erklärt. Und das beigefügte Glossar, klagt Lavizzari, lässt an "Sorgfalt" doch einiges zu wünschen übrig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2002

Wer glaubt, dass der Wagenbach Verlag aus Djuna Barnes' Werk alles herausgepresst hat, was nur drinsteckte, hat sich geirrt, notiert die Rezensentin Verena Auffermann und freut sich über die Briefe der Barnes an Emily Coleman. Die kostbare Frucht gibt also doch noch ein paar Tropfen her! Das Lob der Rezensentin gilt daher vor allem der "beispielhaften" Edition dieser Briefe: alle vorkommenden Personen seien mit falschem wie mit richtigem Namen genannt und mit einer Kurzbiografie versehen. Wenig Bedeutung haben in den zwischen 1934 und 1938 geschriebenen Briefen all die flirrenden Bekanntschaften der Barnes aus den zwanziger Jahren (Gertrude Stein, Peggy Guggenheim, Janet Flanner und James Joyce), für die sich ja vor allem die "Mein-Bauch-Gehört-mir"-Fraktion interessiert habe, warnt Auffermann. Das aufregende Leben der Barnes sei vorbei. Sie lebe inzwischen in einer kleinen Wohnung im Greenwich Village, arbeite an ihrem Hauptwerk "Nachtgewächs" und hänge am Tropf von Peggy Guggenheim. In den Briefen verschafft sich Barnes vor allem Luft, fasst die Rezensentin zusammen, sie jammert über Geldsorgen, beklagt ihre Einsamkeit und beschimpft hin und wieder die Adressatin (etwa als "Bulldogge am Saum des Himmels").
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.06.2002

Zwanzig Jahre nach dem Tod von Djuna Barnes, die 1982 in New York im Alter von neunzig Jahren starb, hat der Wagenbach Verlag eine Sammlung mit vierzig Briefen der Schriftstellerin an ihre Freundin Emily Coleman veröffentlicht, die nun "im Originalton" zeigen, wie einsam und deprimiert die berühmte Journalistin, Schriftstellerin und Exzentrikerin gewesen ist, berichtet Norbert Wehr. Entstanden sind diese Briefe, führt der Rezensent weiter aus, in den Jahren 1934 bis 1938, in einer Zeit, die von der Wirtschaftskrise in den USA, den faschistischen Diktaturen in Europa und dem Spanischen Bürgerkrieg geprägt war. "Einsamkeit", "Sinnlosigkeitsattacken", Einkunftsnöte, Zweifel, Skrupel, Alkoholprobleme und Nervenzusammenbrüche, die Barnes in den Briefen offen thematisiere, zeigten ein eher trauriges Bild der großen Künstlerin, meint Wehr. Das könne man zwar auch der Biografie von Kyra Stromberg entnehmen, aber die Eindringlichkeit dieser persönlichen Zeugnisse lasse den Leser, so der Rezensent, an dem schwierigen Leben von Djuna Barnes noch enger teilnehmen.

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