Manfred Riedel

Geheimes Deutschland

Stefan George und Brüder Stauffenberg
Cover: Geheimes Deutschland
Böhlau Verlag, Köln 2006
ISBN 9783412077068
Gebunden, 232 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Der Name Stauffenberg ist untrennbar mit dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 verbunden. Das Buch von Manfred Riedel stellt die geistige Umwelt der Gebrüder Stauffenberg vor dem Hintergrund von Georges Spätwerk dar, vor allem der Gedichtsammlung "Das Neue Reich" (1928), deren Entstehen in ihre Jugendzeit fällt und die Gemeinschaft mit dem Dichter zwischen 1923 und 1933 sowie mit seinem versprengten Kreis im darauf folgenden Jahrzehnt bestimmte. Manfred Riedel zeichnet daneben die Geisteswelt des späten George im Gespräch mit Wilhelm Dilthey und Max Weber, dem modernen Soziologen und dem Analytiker westlich-kapitalistischer Moderne, nach, mit denen sich der Dichter kritisch auseinandersetzte. Auf langjährigen Studien über Nietzsche und George sowie auf archivalischen Neufunden basierend, verfolgt das Buch anhand bislang unbekannter Gestapo-Akten zum 20. Juli 1944 die Verflechtungen des George-Nachlasswerkes mit den Lebensschicksalen aller drei Stauffenbergbrüder und ihrer engsten Freunde, die der Widerstand gegen Hitler einte. Es erschließt geistige Voraussetzungen und die Verankerung ihres Handelns in der klassisch-humanistischen und christlichen Überlieferung, die Georges Vision eines "Geheimen Deutschland" zu Grunde liegt. Georges Gedichttext stellte einen europäischen Warnruf dar, der sich gegen politische Partikularitäten preußisch-deutscher Provenienz genauso richtete wie gegen den die alteuropäische Kultur ruinierenden Vormarsch der industriell-imperialen Moderne.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.2007

Einen zwiespältigen Eindruck hat Manfred Riedels Buch über Stefan George und die Brüder Stauffenberg bei Rezensent Christopher Dowe hinterlassen. Seine vom Titel des Buchs genährte Erwartung, darin mehr über die Brüder Stauffenberg und deren Prägungen durch George zu erfahren, sieht er bitter enttäuscht. In dieser Hinsicht findet er in dem Buch nur Altbekanntes, das noch dazu bisweilen sehr einseitig dargestellt wird. Zudem wirft er Riedel vor, das Verhältnis von George zu den Stauffenbergs interessiere ihn im Grunde ebenso wenig wie eine genaue Interpretation der überlieferten Texte von Claus und Berthold Stauffenberg. Erfreulicher wird das Buch für ihn, wo es sich auf George fokussiert. Lobend äußert er sich über Riedels Interpretationen wichtiger Gedichte Georges. Instruktiv scheinen ihm die vielfältigen Bezüge zu Literatur und Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart, die der Autor aufzeigt. Auch die Argumentation, Georges zentrale Vorstellung vom "Geheimen Deutschland" habe konstitutiv europäische Bezüge gehabt, hat ihn überzeugt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.10.2006

Manfred Riedels Darstellung der intellektuellen Welt Stefan Georges hält Rezensent Stefan Breuer für gelungen, mit der inhaltlichen Zielsetzung beziehungsweise Botschaft des Buches ist er allerdings überhaupt nicht einverstanden. Inhaltlich leiste der Autor en passant eine Studie zum Widerstand um Graf Stauffenberg und könne sogar neue Quellen vorweisen. Stauffenberg, so der Rezensent, sei für den Autor wichtig, weil er an ihm und seinem Attentat die positive Wirkungskraft des George-Kreises demonstrieren könne. Dessen "geistige Welt" sei gegen die kapitalistische und demokratische Gesellschaft gerichtet und pflege eine an der Antike, Kaisertum und Hölderlins Hymnen orientierte Vision eines elitären Deutschlands als Heilsbringer Europas. Leider lasse Riedel "jegliche Distanz" zum Objekt seiner Darstellung vermissen, moniert Breuer. Zudem schweige er über die seelischen und physischen Misshandlungen der George-Jünger. "Nein", resümiert ungehalten der Rezensent, Hymnen und verquaste Glaubensbekenntnisse a la Stauffenberg seien heutzutage keine geeigneten Ideen für Deutschland und Europa.