Vaclav Havel

Fassen Sie sich bitte kurz

Gedanken und Erinnerungen. Zu Fragen von Karel Hvizdala
Cover: Fassen Sie sich bitte kurz
Rowohlt Verlag, Reinbek 2007
ISBN 9783498029906
Gebunden, 416 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Vaclav Havel zieht die politische und zugleich sehr persönliche Bilanz eines Dichters, der vom Dissidenten zum Präsidenten wurde und Weltgeschichte schrieb. "Mir kommt von Zeit zu Zeit mein Schicksal absolut unwahrscheinlich vor. Wie konnte es nur geschehen, dass ich - und gerade ich - mich im Zentrum so wichtiger Ereignisse befand, die das Schicksal vieler Völker und Millionen von Menschen geprägt haben? Warum musste ich, ein Autor absurder Theaterstücke, Hunderte von so absurden Situationen erleben, wie zum Beispiel meinen ersten Besuch im Kreml? Manchmal sage ich mir, dass ich mein Leben wohl nur träume und sehr bald aus all dem erwache ..."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.07.2007

Mit viel Sympathie hat Karl-Peter Schwarz diese Gedanken und Erinnerungen Vaclav Havels gelesen, die in Form eines Gesprächs mit dem Journalisten und Havel-Vertrauten Karel Hvizdala dargebracht werden, aber durchaus von Havel selbst bestimmt sind. Doch Schwarz hat auch einige Einwände anzubringen. So erscheint ihm der erste Teil, in dem Vaclav Havel mit seinem politischen Widersacher Vaclav Klaus abrechnet, gelinde gesagt, ein wenig verzerrt: Havel beschreibe den Streit zwischen beiden als rein prsychologisches Drama, bei dem er sich unentwegt "von einem machtbesessenen, sadistischen Egozentriker demütigen" lassen musste. Der zweiten Teil beschreibt Rezensent Schwarz als Tagebuch allgemeinerer Art mit zahlreichen Beobachtungen des Washingtoner Lebens. Sehr bedauerlich findet er dann, dass der dritte Teil ohne Anmerkungen versehen ist. Denn hier hat der Rezensent einige brisante Notate entdeckt, zu denen er gern Genaueres gewusst hätte. So hat Havel sich etwa bei dem amerikanischen Botschafter Richard Holbrooke beklagt, dass Deutschland aus reiner Eifersucht den Nato-Beitritt Tschechiens zu blockieren scheine.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.06.2007

Nicht unkritisch, aber mit viel Respekt und Bewunderung berichtet Rudolf Stamm von Vaclav Havels Rückblick auf seine Präsidentschaft. Die Form vor allem erscheint dem Rezensenten nicht ganz glücklich gewählt, der Journalist Karel Hvizdala gebe allein Stichwörter, er frage und hake nicht nach. Rezensent Stamm tröstet sich damit, dass so immer Havels Gedanken unverfälscht zum Ausdruck kämen. Unverkennbar sei, dass diese von Havels Erfahrung der "geistigen Unterdrückung, der Entfremdung und der materiellen Not" in der kommunistischen Tschechoslowakei geprägt sei - und von der Enttäuschung darüber, dass vielen Menschen diese Erfahrung so schnell so unwichtig wurde. Hier nehme Havel vor allem seinen politischen Widersacher Vaclav Klaus in die Pflicht, der den raffgierigen Opportunismus das Wort geredet habe mit seiner Überzeugung, zum Sturz des Kommunismus haben nicht so sehr die Dissidenten beigetragen wie die einfachen Leute, die Loyalität heuchelten und heimlich den Staat beklauten, wie der Rezensent berichtet.