Peter Handke

Die Geschichte des Dragoljub Milanovic

Roman
Cover: Die Geschichte des Dragoljub Milanovic
Jung und Jung Verlag, Salzburg und Wien 2011
ISBN 9783902497932
Gebunden, 37 Seiten, 9,00 EUR

Klappentext

Es geschah am 23. April 1999 gegen zwei Uhr nachts, als Kampfflugzeuge der NATO das Gebäude des RTS, des Radio-Televizija Srbije, des serbischen Radio und Fernsehens, mit gezielten Bomben zerstörten und 16 Mitarbeiter den Tod fanden. Nicht unter den Toten war der Direktor des RTS, Dragoljub Milanovic. Er hatte das Haus nach einem arbeitsreichen Tag eine halbe Stunde vorher verlassen, um sich schlafen zu legen. Er wäre nicht auf den Gedanken gekommen, dass der Sender mitten in Belgrad ein Angriffsziel sein könnte; blauäugig oder nicht, aber so war es. Die spätere serbische Regierung sah das unter veränderten politischen Zielsetzungen anders und verurteilte Milanovic mit der Begründung, er hätte das gesamte Personal rechtzeitig evakuieren müssen, zu einer zehnjährigen Haftstrafe, die er seither in dem Gefängnis von Pozarevac absitzt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.08.2011

Von einem Mann, dem seiner Ansicht nach Unrecht widerfuhr, erzählt in diesem schmalen, sehr schmalen Band Peter Handke. Es trug sich, was seiner Ansicht nach sich so zutrug, natürlich in Jugoslawien zu. Der Leiter der Fernsehanstalt RTS, der Titelheld Dragoljub Milanovic eben, wurde von einem Belgrader Gericht zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil er das Fernsehgebäude trotz Anweisung nicht räumen ließ - was viele Tote zur Folge hatte. Allerdings zweifelt Handke, insbesondere nach Inaugenscheinnahme des Mannes, der "etwas Kindliches" habe, an dessen Täterschaft. Auch wird erneut der Westen mit seiner angeblichen "humanitären Intervention" scharf kritisiert. Für völlig abwegig will es der Rezensent Andreas Ernst gar nicht halten, dass an Handkes Behauptung, Milanovic sei nur der "Sündenbock", etwas dran ist. Jedoch verweigere der Autor - von Ernst als "herausragender Sprachkünstler" tituliert - mal wieder den Blick auf die andere Seite, nämlich die "Katastrophe des Milosevic-Systems".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.08.2011

Thomas Strobl, eigentlich Wirtschaftsblogger und Autor der FAZ-Reihe "Zukunft des Kapitalismus", befasst sich mit Handkes neuester Intervention zu Serbien - und findet dann auch gleich Formulierungen, die in ihrer Verschwurbeltheit an den Autor selbst erinnern: "Er ist nun einmal das 'Nein', das hinschaut, das sich mit einfachen Wahrheiten nicht zufriedengibt. Das zeichnet ihn aus", sagt Strobl über Handke und begrüßt das anorektische Bändchen mit großer Emphase. Nur nacherzählt, ohne großen "J'accuse"-Gestus, sei hier die Geschichte einer möglichen krassen Ungerechtigkeit: Dragoljub Milanovic war Propagandist Milosevic'. Sein Sender wurde 1999, als die Nato gigantische ethnische Säuberungen im Kosovo befürchten musste, von der Nato beschossen. Es gab 16 Tote, und Milanovic wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, weil er angeblich eine Weisung zur Evakuierung des Senders missachtet hatte. Aber diese Weisung, so Handke, könnte eine Fälschung sein. Strobl schließt sich ihm an.
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