Winfried Speitkamp

Ohrfeige, Duell und Ehrenmord

Eine Geschichte der Ehre
Cover: Ohrfeige, Duell und Ehrenmord
Reclam Verlag, Stuttgart 2010
ISBN 9783150107805
Gebunden, 350 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Alles im Namen der Ehre: Duelle mit tödlichem Ausgang, heilige Eide und schmähliche Selbstmorde in Hotelbadewannen, öffentliche Ohrfeigen, nationale Mobilmachung, erdolchte Töchter, blutig gerächte Brüder und Väter, Frauenstreit auf der Domtreppe, geraunte Beleidigungen, Kopfstoß und Abgang eines Fußballidols.
Dabei ist die Ehre weniger ein Gefühl als eine Sprache für Gefühle, die in Konflikten um Rang, Status und Hierarchie heraufbeschworen werden: Jeder empfindet etwas anderes als Schmach, Schande oder eben Ehrung, der auf dem Spiel stehende Wert erscheint dem einen für jedes Opfer gut, dem anderen aber nur lächerlich. Deshalb gibt es in jeder Kultur Ehrbegriffe und Ehrkonflikte, deren Wandelbarkeit der Historiker Winfried Speitkamp umfassend darstellt: von altgriechischer Krieger- und altrömischer Amts- und Tugendehre bis zur mediterranen Ehre, japanischem Bushido und dem Stolz junger Männer im heutigen Kenia. Zu einer friedlichen Verhandlung von Ehrkonflikten gehört das Wissen um die Geschichtlichkeit und die Nichtübertragbarkeit der eigenen Ehrvorstellungen auf andere. Gerade dies leistet diese Geschichte der Ehre: Aufklärung über Fremde und uns.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.01.2011

Wie aktuell die Idee der Ehre weiterhin ist, lässt sich Felix Johannes Enzian vom Historiker Winfried Speitkamp "leichthändig und begriffsscharf" und mit Gewinn auseinandersetzen. Etwa, indem dieser ihm die transkulturelle und keinesfalls muslimische Prägung der Ehrenmorde erklärt. Oder indem er sie von verwandten Begriffen, wie dem der Anerkennung, unterscheidet. Dass der Autor dabei nicht zuletzt eine Geschichte der Ehre schreibt, in der die abendländische Tradition im Vordergrund steht, aber auch afrikanische oder japanische Konzepte vorkommen, lässt gibt dem Rezensenten Stoff zum Nachdenken. Zumal er als Quintessenz die Erkenntnis mitnimmt, dass Ehre mitnichten ein "erstarrtes Aktionsmuster" ist, sondern wandelbar im Sinne sich wandelnder Gesellschaften.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.12.2010

Respektabel findet Stephan Speicher diese Geschichte der Ehre, die der Historiker Winfried Speitkamp vorgelegt hat. Dass der Autor seinem Werk einen sehr breiten Begriff der Ehre zugrunde legt, scheint ihm einerseits eine gute Entscheidung, da damit auch das weite Feld der Ehre jenseits "wilhelminischer Leutnantsschnarrerei" beackert werden kann. Andererseits birgt dieser weite Begriff der Ehre in seinen Augen die Gefahr, alles zu erfassen, was unser Bild bei anderen betrifft, also letztlich jede soziale Interaktion. Dieser Gefahr ist das Buch nach Einschätzung von Speicher dann auch nicht ganz entgangen. So moniert er einen gewissen Mangel an Konzentration, das ein Abschweifen zur Folge hat. Andererseits hält er dem Buch zugute, den "Blick des Lesers" zu schärfen für die "fortwirkende Bedeutung der Ehre".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2010

Recht positiv äußert sich Sabine Fröhlich über diese Kulturgeschichte der Ehre, die Winfried Speitkamp vorgelegt hat. Der Historiker wirft für sie einen informativen Blick auf Begriff und Erscheinungsformen der Ehre vom griechischen Heldenepos über die den Nationalsozialismus bis zum Rapper Bushido, erläutert Ehrbegriffe und Ehrkonflikte in unterschiedlichen Kulturen und erhellt das Verhältnis von Ehre zu Staatlichkeit und Recht. Deutlich wird in ihren Augen, dass Ehre eine wandelbare Größe und nur in einem sozialen Beziehungsgefüge zu verstehen ist. Erfreulich findet Fröhlich nicht zuletzt die leichthändige Darstellung des Themas.
Stichwörter