Rodrigo Hasbún

Die Affekte

Roman
Cover: Die Affekte
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783518427644
Gebunden, 142 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Christian Hansen. Im Nachkriegsmünchen ist er verfemt, und so geht er mit seiner Frau und den drei Töchtern nach Bolivien, der exzentrische Hans Ertl, einst Riefenstahls erster Kameramann und Rommels 'Leibphotograph'. Doch auch das neue Leben ist reich an Spannungen, und für seine nächste Expedition, die Suche nach der verlorenen Inkastadt Paititi, muss die ganze Familie einen hohen Preis zahlen. Insbesondere Monika, die älteste Tochter und ihrem Vater frappierend ähnlich, scheint jeden Halt zu verlieren. Was als persönliche Sinnkrise beginnt, wird zu ihrer politischen Radikalisierung führen und sie zu immer extremeren Maßnahmen treiben. 

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.12.2017

Rezensentin Martina Läubli ist ganz fasziniert von der Familiengeschichte der Extreme, die Rodrigo Hasbun auf engstem Raum, mit Sinn für die historischen Fakten und präzisem literarischem Zugriff zu erzählen vermag. Die ideologischen Grabenkämpfe innerhalb der Familie des Riefenstahl-Kameramannes Hans Ertl kann er ihr ebenso darlegen wie den Weg der Radikaliserung der Tochter Monika Ertl, die als Mitglied der ELN 1971 in Hamburg den bolivianischen Botschafter erschoss. Gefallen hat Läubli Hasbuns zurückhaltendes Erzählen, sein Gespür für Erzählökonomie und seine tiefenscharfe Figurenzeichnung, die ein vielstimmiges Panorama der neueren Geschichte Boliviens entstehen lassen, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2017

Rezensentin Wiebke Porombka ist von Rodrigo Hasbuns Roman über den Riefenstahl-Kameramann Hans Ertl und seine Familie in ihrem Exil in Bolivien begeistert. Über die Fliehkräfte in der Familie berichtet der Autor laut Porombka bruchstückhaft, mit mächtigen Zeitsprüngen und die Geschichte immer wieder fiktionalisierend. Starke Passagen über die Verhärtung der Figuren und ungeheure Spuren, die die Rezensentin außerhalb des Romans weiterverfolgt, machen das Buch für Porombka zur Besonderheit. Auch ohne Kenntnis der historischen Zusammenhänge, meint sie, ist die Wucht der Erzählung bezwingend.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.08.2017

Jutta Person blickt skeptisch auf den Roman von Rodrigo Hasbún. Will der Autor die Geschichte des Bergsteigers und Filmemachers Hans Ertl aufschreiben oder eine Fikton erzählen? Zwar findet die Kritikerin den Autor stilistisch versiert genug, um die Emotionen der Familie Ertl "ungefühlig" zu erfassen. Eine klare Entscheidung hätte dem Buch aber gut getan, so Person: Entweder hätte Hasbún den Mut zu mehr Literarisierung aufbringen oder die ganze Geschichte erzählen sollen, meint die Kritikerin und bemängelt insbesondere, dass hier weder ein Wort über die versuchte Entführung von Klaus Barbie durch die Tochter Monika Ertl und Regis Debray fällt, noch Monikas Verhältnis zur NS-Geschichte ihres Vater näher beleuchtet wird.
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