Angelika Krebs

Arbeit und Liebe

Die philosophischen Grundlagen sozialer Gerechtigkeit
Cover: Arbeit und Liebe
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783518291641
Taschenbuch, 323 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Dieses Buch plädiert für die ökonomische Aufwertung von Familienarbeit. Es analysiert den Arbeitsbegriff wie den Liebesbegriff und entwickelt eine humanistische Alternative zur handelsüblichen Vorstellung von Gerechtigkeit als Gleichheit. Auf dieser Basis begründet es das Recht auf ökonomische Anerkennung von Familienarbeit...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.08.2002

Eine recht "eigenwillige Begründung" für das Erziehungsgeld gibt Angelika Krebs in ihrem Buch "Die philosophischen Grundlagen sozialer Gerechtigkeit", findet Rezensent Andreas Bock. Ihre Kritik richtet sich insbesondere gegen das Verständnis von Kindererziehung als einer auf selbstloser Liebe basierender Privatsache, berichtet Bock. Wie Bock ausführt, schlägt Krebs dagegen einen Arbeitsbegriff vor, der auch Tätigkeiten umfasst, die zwar einen Nutzen für andere haben, "aber außerhalb der gesellschaftlichen Organisation des Gebens und Nehmens stehen" (Krebs). Ihre Neubestimmung der Begriffe Arbeit und Liebe begründet Krebs mit der grundsätzlichen Abhängigkeit jeder Gesellschaft von Nachwuchs, erklärt Bock. Zwar hat Krebs mit ihrer Forderung, Kindererziehung als Arbeit anzuerkennen und zu entlohnen, nach Ansicht des Rezensenten Recht. Doch die Art, wie sie ihre Forderung begründet, kann Bock nicht überzeugen. Krebs verstehe Gleichheit ausschließlich "relational"; Hungernden sei demnach darum zu helfen, weil andere mehr zu essen haben, nicht aber weil Hunger an sich, normativ gesehen, schlecht sei. Demgegenüber macht Bock geltend, "dass das Gleichheitsgebot ist im Kern eine normative Forderung ist, die sich nicht im Relativen erschöpft".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.05.2002

Restlos zufrieden ist Michael Schefczyk mit diesem Buch der Basler Philosophieprofessorin Angelika Krebs nicht. Seiner Auffassung nach läuft die Egalitarismuskritik der Autorin dort ins Leere, wo sie nahe legt, den Egalitaristen sei entgangen, es komme darauf an, ob Menschen ein gutes Leben führten, und nicht, wie deren Leben relativ zu dem Leben anderer stehe. Dem Rezensenten drängt sich am Ende der Verdacht auf, der des Hauses verwiesene Egalitarismus steige durchs Fenster wieder ein. Überzeugender findet Schefczyk die Ausführungen der Autorin "zu der pekuniären Anerkennung von Familienarbeit". Hier lasse sich Krebs "von dem ideologischen Schwindel mit dem romantischen Liebesbegriff" nicht irremachen. Für philosophische Studien ungewöhnlich, pflege Krebs ein Interesse am politischen Detail und gehe auch auf vorliegende Machbarkeitsstudien zur entlohnten Familienarbeit ein. Ein Stil, meint der Rezensent, der Anschluss an die einzelwissenschaftliche Forschung erlaube. In dieser Hinsicht hätte es "sogar noch etwas mehr sein können".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.04.2002

Wofür, so die schlichte Frage dieses Buches, brauchen wir moralphilosophische Antworten auf die Frage nach sozialer Gerechtigkeit? Die Basler Moralphilosophin Angelika Krebs argumentiert, kurz gefasst vom Rezensenten Christoph Albrecht, dass man so dem sich verfeinernden Klassenkampf mit "immer neuen Begriffen" zu Leibe rücken könne. Sie selbst leistet in diesem Buch die Unterscheidung von zwei Arten von "Familienarbeit", in Fürsorgeleistungen für "Kinder, Alte und Kranke" einerseits, in Fürsorgeleistungen für gesunde Erwachsene (vulgo, in der Regel: Ehemänner) andererseits. Entlohnt werden sollten, so Krebs, "Pflege-, Fortpflanzungs- und Erziehungsdienstleistungen", der finanziellen Entlohnung entzogen bleiben müsse dagegen die "Partnerarbeit" (Kochen, Putzen, Sex): hier hilft, nach Ansicht von Krebs, nur Liebe. Der Rezensent ist nicht ganz glücklich mit dem "theoriegeschichtlichen Pomp", mit dem die Autorin argumentiert und sieht sich zuletzt doch wieder vor weitergehende Fragen gestellt, etwa die nach "dem metaphysischen Sinn der Liebe".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.03.2002

In einer etwas wortreichen Kritik begrüßt Elisabeth von Thadden das Projekt der Basler Philosophin Angelika Krebs, den Begriff der "Liebe", die nach einer klassischen Definition schenkt, ohne Lohn zu erwarten, in Frage zu stellen und an gesellschaftliche Begriffe wie "Gerechtigkeit" und "Gleichheit" zu binden. Ganz konkret geht es der Philosophin nach Thadden darum, dass die zumeist von Frauen geleistete Familienarbeit, besonders die Erziehung der Kinder und die Pflege der Alten - bei aller Liebe - als Arbeit anerkannt und darum auch von einer "Mutter Staat" (so Thadden) entlohnt werden soll. Aber so sehr Thadden der interdisziplinäre Ansatz der Autorin und die Erhebung einer konkreten Ungerechtigkeit der Gesellschaft in den Rang der Philosophie gefallen - mit den Konsequenzen der Philosophin scheint sie nicht ganz einverstanden zu sein. Worin genau ihr Einwand gegen einen Erziehungslohn liegt, den eine Mutter oder ein Vater entweder selbst beziehen oder an eine Tagesmutter weitergeben, wird aus ihrer Kritik allerdings nicht ganz deutlich. Thadden besteht am Ende darauf, dass sie selbst beides will: Familie und Arbeit - aber macht Angelika Krebs ihr das streitig?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.03.2002

Mit diesem Buch isti der Autorin ein "überzeugendes Plädoyer für die ökonomische Aufwertung der Familienarbeit gelungen", findet Thomas Schramme. Das Buch beginne mit einer detaillierten Analyse des klassischen ökonomischen Arbeitsbegriffs, um dann nachzuweisen, dass dieser zu kurz gefasst sei und auch auf den der Familienarbeit ausgedehnt werden müsse. Die Autorin setze sich für ein Recht auf Arbeit ein, da dies in einer Arbeitsgesellschaft wesentliche Voraussetzung für die soziale Anerkennung sei und prangere auf diese Weise indirekt auch die gesellschaftliche Benachteiligung von Familien gegenüber Singles an. Thomas Schramme fragt am Ende seiner Besprechung kritisch, ob die Thematisierung dieses sehr wichtigen Themas nicht aus einer typisch deutschen Perspektive geschehe, da es vielleicht noch andere Formen von Anerkennung gebe, die nicht allein über die Arbeit verlaufen würden.