Emmanuel Todd

Traurige Moderne

Eine Geschichte der Menschheit von der Steinzeit bis zum Homo americanus
Cover: Traurige Moderne
C.H. Beck Verlag, München 2018
ISBN 9783406724756
Gebunden, 537 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Werner Damson und Enrico Heinemann. Familienstrukturen sind der unbewusste Motor der Geschichte. Von dieser Erkenntnis aus erzählt Emmanuel Todd die Geschichte der Menschheit neu: Vom frühen Homo sapiens, der in Kleinfamilien lebte, über die großen Kulturen des Altertums mit ihren immer komplexeren Großfamilien bis zur Rückkehr des Homo americanus zur Kernfamilie der Steinzeit. Westliche Waren und Lebensstile dringen bis in die letzten Winkel der Welt vor, und doch sind wir von einer globalen Einheitskultur weit entfernt. Emmanuel Todd zeigt, wie sich seit der Steinzeit unterschiedliche Familiensysteme verbreitet haben, die bis heute die Mentalitäten zutiefst prägen. Er beschreibt die Dynamik der amerikanischen Gesellschaft mit ihren primitiven Kleinfamilien und die Unbeweglichkeit von Kulturen mit hochkomplexen patriarchalischen Großfamilien, und er erklärt den europäischen Konflikt zwischen einer deutschen Stammfamiliengesellschaft und Gebieten mit egalitären Familienstrukturen. Wo diese tief verankerten Unterschiede bei der Lösung der gegenwärtigen Krisen nicht berücksichtigt werden, da gerät die Demokratie unter die Räder. "Unsere Moderne", so Todd, "erinnert an einen Marsch in die Knechtschaft."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.08.2018

Günther Nonnenmacher nimmt den Erfolg von Büchern wie diesem aus der Feder des Anthropologen, Historikers und Soziologen Emmanuel Todd als Krisenzeichen. Schlimm findet er den wissenschaftlichen Anspruch des Buches, das seiner Meinung nach mit deterministischen Herleitungen und Prognosen arbeitet, wenn es etwa die Moderne in den Blick nimmt und Deutschland des Protektionismus und des demografischen Kalküls bei der Flüchtlingspolitik beschuldigt. Todds Unterscheidung von Kern- und Stammfamilie zu Beginn des Textes kann der Rezensent mit all dem nicht in Verbindung bringen, und laut Nonnenmacher gelingt das dem Autor auch kaum. Todd verliere den Überblick und ersticke Zweifel an seiner Sicht mit Statistiken, kritisiert Nonnenmacher.
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