Peter Demetz

Diktatoren im Kino

Lenin, Mussolini, Hitler, Goebbels, Stalin
Cover: Diktatoren im Kino
Zsolnay Verlag, Wien 2019
ISBN 9783552059283
Gebunden, 256 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Lenin, Mussolini, Hitler, Goebbels, Stalin: Die Hauptakteure des Faschismus und Stalinismus waren selbst große Cineasten und nutzten das Kino für ihre Zwecke. "Viva Villa" zählte zu Hitlers Lieblingsfilmen; in dessen Hauptfigur erkannte er sich selbst. Joseph Goebbels hielt den Film dennoch für zu gefährlich, um ihn für die Kinos freizugeben. Er diktierte nicht nur die Programmauswahl in Nazideutschland, als Autor und Dramaturg war er zunehmend selbst beteiligt. Der Erste aber, der die Macht des Kinos für die Propaganda erkannte, war Mussolini. Er verstaatlichte die gesamte Filmindustrie und versuchte, mit Cinecittà ein faschistisches Hollywood zu schaffen. Peter Demetz über Diktatoren, Macht und Manipulation.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.04.2019

Marko Martin ist begeistert von dieser Filmgeschichte des Literaturwissenschaftlers Peter Demetz. Wie der fast hundertjährige Autor darin eigene Totalitarismuserfahrungen und Kinogeschichte mit Blick auf die Allianz von Filmkunst und Tyrannei unter Hitler, Stalin und Mussolini verknüpft, findet Martin erhellend. Der genaue, knappe Stil und die Neugier des Autors scheinen Martin erkenntnisfördernd. Das Buch versteht er als Jahrhundertgeschichte und Resümee jahrelanger Beschäftigung mit dem Thema, das nicht zuletzt dazu anregt, Parallelen zur Gegenwart zu ziehen, zu Putin, Trump und Co. und ihrem Medienverständnis.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.03.2019

Sehr angetan ist Rezensent Fritz Göttler von den Erkundungen des aus Prag stammenden Literaturwissenschaftlers. Die im Buchtitel genannten Diktatoren waren selbst Kinogänger gewesen, bevor sie anfingen, in die Filmproduktion ihres Landes einzugreifen, hat er gelernt. Greta Garbo als Lieblingsstar hatte da ebenso ihren Auftritt wie der Panzerkreuzer Potemkin, Micky Maus und Laurel und Hardy. Mussolini ging allerdings lieber in die Oper, Lenin war selten von einem Film zu begeistern - außer von einer Doku über eine neue Technik der Torfgewinnung. Sowohl Hitler - und als sein Zuarbeiter Goebbels - als auch Stalin verbrachten Zeit mit ausgewählten Gästen in ihren Privatkinos und fingen sehr bald an, sich einzumischen, um ideologisch Gebotenes produzieren zu lassen, referiert Göttler. Sie erkannten natürlich die Bedeutung des Films als Medium für die Massen. Dass Demetz inspiriert war von Ilse Aichingers "Film und Verhängnis" (2001) erwähnt Göttler im Zusammenhang damit, dass der Autor seine eigene Kinogeschichte erzählt und selbstbewusst eigene Gewichtungen vornimmt. Es geht, so Göttler, weniger um die Werke der Filmgeschichte selbst als um eine Erkundung des Kinobesuchs und der Cinephilie.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.03.2019

Mit großem Interesse liest Rezensentin Katrin Doerksen dieses Buch des 1922 geborenen Germanisten Peter Demetz, dessen bestechenden Anekdotenreichtum sie hervorhebt. Demetz lege eine Menge Spuren, die heutige Forscher mit Gewinn nachverfolgen können, etwa die Geschichte des jüdischen Regisseurs Reinhold Schünzel, der bis 1937 im Dritten Reich weiter Filme drehen durfte, weil es wegen des Exodus von Regisseuren schlicht Bedarf gab. Gehen musste er dann, weil er satirische Elemente in seine Filme einbaute. Auch das Verhältnis der Diktatoren Lenin, Mussolini, Hitler und Stalin zum Kino, das Demetz mit vielen Episoden schildert, findet Doerksen aufschlussreich: Während die Filme Hitler und Stalin zu narzisstischer Selbstbestätigung dienten, war Lenin begeistert von einem Werk über hydraulische Torfstecherei. Ein genaueres Lektorat und mehr Belege hätten dem Buch gut getan, schließt die insgesamt dennoch zufriedene Rezensentin.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de