Aram Galstyan, Katja Koch

Mosaiki

Bruchstücke einer Utopie: Mosaiken im postsowjetischen Raum / Fragments of an utopia: Mosaics in post Soviet areas
Cover: Mosaiki
Lukas Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783867323000
Gebunden, 288 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

Spricht man von Mosaikkunst, denkt man meist an Fußböden der griechisch-römischen Antike oder an sakrale Räume des Byzantinischen Reiches. Dass ausgerechnet die anti-religiöse Sowjetunion diese Kunstform zur Blüte führte, ist hierzulande hingegen wenig bekannt. Heute sind die oft monumentalen Fassadenmosaiken in den Nachfolgestaaten der UdSSR zu Schaufenstern einer vergangenen Welt geworden: Kosmonauten, Pioniere und Kolchosbauern illustrieren das Universum staatlich kontrollierten sowjetischen Lebens. Vor allem an den Rändern des früheren Riesenreiches zeigen sich aber auch kreativ verschlüsselte Zeichen des Widerstandes gegen den Moskauer Zentralismus. Um zu erkennen, dass Kunst in der Sowjetunion mehr war als gleichförmiger "Sozialistischer Realismus", ist allerdings Eile geboten. Denn auch wenn der Homo sovieticus nach wie vor auf zahlreichen Hausfassaden, Brunnen oder Busstationen hoffnungsfroh in die Zukunft blickt, leiden viele der Kunstwerke unter Vandalismus, Verfall und Abriss. Das Buch zeigt eine das breite Spektrum an Gestaltungen und Motiven abdeckende Auswahl von Mosaiken aus Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Kirgistan, Moldawien, Tadschikistan, Turkenistan, Usbekistan, Weißrussland und der Ukraine, um dieses singuläre kultur- und kunsthistorische Erbe des 20. Jahrhunderts vor dem Vergessen zu bewahren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.04.2019

Die im öffentlichen Raum der Sowjetunion allgegenwärtige sozialistische Bildkunst hatte mit ihrem Anspruch auf Dominanz, Überwältigung und Ewigkeit sicherlich etwas Bedrückendes, stellt Gustav Seibt fest. Der Verfall der letzten Jahrzehnte hat dieser utopischen Hybris angenehm entgegengewirkt, und angesichts der Bestandsaufnahme im Band "Mosaiki" von Katja Koch und Aram Galstyan erscheint dem Rezensenten der Zeitpunkt erreicht, wo das erhaltene Propaganda-Erbe unbedingt erfasst und geschützt werden sollte. Seibt gehen förmlich die Augen über angesichts der Stil- und Ausdrucksfülle, die sich da vor ihm auftut, von künstlerisch kühnen Meisterleistungen an den Fassaden prominenter Forschungseinrichtungen bis zur schlichten Handwerkerkunst an landwirtschaftlichen Lagerhallen. Der "farbige Optimismus" leuchtet aus diesen Werken wie eh und je, staunt der Rezensent, während die verfallende Architektur, die zuwuchernden Straßen von der "Gebrechlichkeit der menschlichen Projekte" zeugen.
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