Wolf Wondratschek

Mozarts Friseur

Roman
Cover: Mozarts Friseur
Carl Hanser Verlag, München 2002
ISBN 9783446201606
Gebunden, 148 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Der Friseursalon als Panoptikum. Eine Erzählung über die Kunst des Haarschneidens, über Mozarts Perücke und eine Reihe von Sonderlingen, zu denen auch Thomas Bernhard gehört. Wondratschek beschreibt den Friseursalon als Ort der Verwandlung: Auf jeden Fall verlässt ihn keiner so, wie er ihn betreten hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.08.2002

Wolf Wondratschek "ist am geistreichsten, wenn er es nicht zu sein versucht", lautet der vorletzte Satz der Besprechung von Wolfgang Schneider, und er bringt die Kritik des Rezensenten auf den Punkt. Vieles an diesem neuen Werk des gebürtigen Thüringers hat Schneider überaus gut gefallen. Ein Lob spendet er der Geschichte, dem Ort, den Figuren, dem Autor, der mal wieder eine "schöne" "Dichterrolle", diesmal die des Wieners, gefunden habe. In "Mozarts Friseursalon" lasse Wondratschek "mit liebevoller Eindringlichkeit" die großen und die kleinen Wiener Leute, "Kulturnomaden", "verrutschte Philosophen", "abgetakelte Künstlerinnen", "subversive Edelschlampen" und "freundliche Spinner" ein- und ausgehen. Und doch: "zwiespältiger" könne diese Lektüre nicht sein, meint Schneider. Manchmal komme der Autor doch zu "kunstgewerblich" daher, und wenn es erstmal ans Philosophieren geht, müsse der Leser viel Geduld und wohlwollende Aufmerksamkeit aufbringen, warnt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.06.2002

Ganz knapp, nämlich um Haaresbreite, meint Felicitas von Lovenberg, ist dieser Roman misslungen. Das Buch, in dem Frisuren und Friseure eine "tragende Nebenrolle" vor der Kulisse Wiens spielen, wartet mit allerlei "absurden Unterhaltungen" auf, die die Rezensentin bisweilen wirklich amüsiert haben. Auch die Beobachtungen, die der Autor beispielsweise über verschiedene Frisuren anstellt, findet von Lovenberg mitunter "hinreißend". Insgesamt aber vermisst sie an dem Roman die "Leidenschaft". Für sie leidet das Buch unter allzu "selbstversunkener Weltfremdheit", um die Leser wirklich zu erreichen. Die vielen Einfälle, die Wondratschek ausbreitet, so die Rezensentin, wirken auf die Dauer weniger belebend als ermüdend. Für sie stellt sich die Frage, ob der Gegenstand eigentlich den ganzen erzählerische Aufwand lohnt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.06.2002

Das neue Buch von Wolf Wondratschek nimmt Eberhard Falcke mit gemischten Gefühlen auf. Einerseits habe sich der Autor von seinem Anspruch, die "Verlorenheit der großen Formen und Passionen" in seinen Werken vorzuführen, nun verabschiedet - was der Rezensent ganz angenehm findet. Andererseits begebe sich Wondratschek mit seinem "Fabulieren" auf eine Gratwanderung zwischen leichtem und profillosem Erzählen. Mozarts Wiedergänger jedenfalls unterscheidet sich in seiner Persönlichkeit nicht groß von einer "Mozartkugel", witzelt der Rezensent. Und manche Begebenheit in diesem Werk werde doch etwas mühsam "zum poetischen Schabernack". Gelungen aber findet Falcke Wondratscheks "narrative Assimilation ans glänzende und schillernde Wiener Kulturmilieu" und die Erzählmischung aus "Exotismus-, Abenteuer- und Venedigmotiven" mit einer "Prise schwarzer Erotik" und manch "an den Haaren herbeigezogener Anekdote".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.05.2002

"Mozarts Friseur ist ein intelligentes Buch, obendrein bezaubernd und erfrischend befremdlich im Spektrum der Gegenwartsliteratur", lautet das überaus lobende Fazit in Ursula März' langer Besprechung von Wolf Wondratscheks neuem kurzen Roman. Den in München geborenen Wahl-Wiener sieht die Rezensentin mit diesem Werk deutlich gereift. Seine Sätze haben sich, findet März, von der "Jeanshosen"-Ära emanzipiert, sie seien distinguierter, "farbig" und reichlich bestückt mit einem "exzellenten Vokabular". "Ein eleganteres Prosadeutsch ist momentan nicht leicht zu finden", schwärmt die Rezensentin, die sich aber nicht nur wegen Wondratscheks Sprache für "Mozarts Friseur" begeistert, sondern auch wegen des Inhalts. Den findet sie reichlich versponnen, denn der etwas heikle Geist eines Wiener Friseurs, der der Überzeugung ist, Mozart lebe immer noch, werde vom Autor zwar künstlich, aber auch voll heiterer Melancholie in Szene gesetzt. "Schier perfekt" sei seine "Balance zwischen Schrägheit und Stimmigkeit, Tollheit und Berechnung", staunt März und würdigt des weiteren so sehr dieses Werk, dass sich eine deutlichere Leseempfehlung kaum formulieren ließe.