Werner Busch

Die Künstleranekdote 1760-1960

Künstlerleben und Bildinterpretation
Cover: Die Künstleranekdote 1760-1960
C.H. Beck Verlag, München 2020
ISBN 9783406758256
Gebunden, 303 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Mit 64 Abbildungen. Anekdoten sind keineswegs immer nur harmlose Geschichten mit einer überraschenden Pointe. Vielmehr waren sie von ihren antiken Anfängen an einer anderen - oft subversiven - Wahrheit verpflichtet als die offizielle Geschichtsschreibung. Auch Künstleranekdoten verraten mehr über die Künstler und ihr Werk, als es scheint. Der Kunsthistoriker Werner Busch zeigt dies in bestechender Weise an bedeutenden Malern von Thomas Gainsborough über Adolph Menzel und William Turner bis zu Mark Rothko.
Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte die Anekdote vor allem in England eine Blütezeit, wobei fast jeder bedeutendere Künstler eine Anekdotensammlung bekam. Diese Anekdoten mögen nicht immer den Wahrheitsansprüchen der empirischen Geschichtsschreibung genügen. Trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - können sie helfen, die Werke etwa von George Stubbs, von Thomas Gainsborough und William Turner zu entschlüsseln. Auch im 20. Jahrhundert spielte die Anekdote bei Malern des Abstrakten Expressionismus eine verblüffende Rolle. Die Geschichten, die die Künstler zumeist selber in Umlauf brachten, sind Ausdruck von Gegenpositionen gegenüber etablierten Überzeugungen, sie antworten auf Künstlerkollegen wie auf die Kunstkritik. Und die Bilder von Mark Rothko erzählen selbst Geschichten, die sich gegen die falsche Vereinnahmung der Werke wenden. Mit kriminalistischem Spürsinn hebt Werner Busch mithilfe von Künstleranekdoten verhüllte oder verschüttete Bedeutungen großer Kunstwerke ans Licht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.11.2020

Eine geschlossen oder vollständige Geschichte der Künstleranekdote bekommt Rezensent Lothar Müller bei Werner Busch mitnichten. Was der Kunsthistoriker stattdessen vor allem liefert, eine Aufsatzsammlung mit Betrachtererfahrungen zu George Stubbs, Turner, Gainsborough, Rothko, Newman, Menzel u.a., enthält für Müller jedoch allerhand Anregendes. Und wenn der Autor von hier aus dann doch, wenngleich nicht eben quellengenau, wie Müller festhält, auf die Funktion der Künstleranekdote kommt, "leicht vereinfacht" meist, fällt auch Erkenntnis für den kritischen Rezensenten ab.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.11.2020

Die Künstleranekdote lebt von der Überhöhung des Künstlers zum Genie, von seinen Absonderlichkeiten, die ihn vom Rest der Menschheit absetzen. Man kann das als Hagiografie abtun, man kann es aber auch ernst nehmen und auf ihre Wirkungsgeschichte hin betrachten, wie der Kunsthistoriker Werner Busch es in diesem Buch tut. Elegant und von Busch "detailselig" ausgeführt, lernt Rezensent Alexander Cammann die Künstleranekdote plötzlich schätzen. Denn auch eine gute Flunkerei sagt etwas über ihren Gegenstand aus, erkennt er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2020

Rezensent Kai Spanke geht mit dem Buch von Werner Busch ins Museum. Was er da sieht, erstaunt ihn. Buschs versammelte Künstleranekdoten, gleich ob Flunkerei, wie mutmaßlich bei Turners Geschichte vom an den Schiffsmast gebundenen Maler, oder Referenz, erschließen dem Leser die Werke, verorten sie im kulturellen Raum und bestimmen sie theoretisch, so Spanke baff. Dass die Anekdote gar zeitweise die klassische Kunsttheorie ablöste, kann Spanke kaum glauben. Doch der Autor vermittelt es ihm überzeugend.
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