Ludger Lütkehaus

Natalität

Philosophie der Geburt
Cover: Natalität
Die Graue Edition, Kusterdingen 2006
ISBN 9783906336473
Gebunden, 126 Seiten, 21,00 EUR

Klappentext

Fast zweieinhalb Jahrtausende lang hat das abendländische Denken verkündet, Philosophieren heiße Sterbenlernen, Philosophie sei vorab Todesphilosophie. Doch zu Beginn des dritten Jahrtausends ist der Philosophie angesichts der Machtergreifung der Biowissenschaften und der Medizintechnologie ein Paradigmenwechsel abverlangt, von der Mortalität zur "Natalität", von der Sterblichkeit zur "Gebürtlichkeit", von der philosophischen Todeslehre, der Thanatologie, zur "Natologie", der Philosophie der Geburt. Das Buch von Ludger Lütkehaus skizziert unter diesem neu eingeführten Begriff exemplarische Positionen und Probleme einer Philosophie der Geburt in der Spannung zwischen dem "Geschenk des Lebens" und dem "Nachteil geboren zu sein" (Emile Cioran), zwischen Determination ("Diktat der Geburt") und initiativer Freiheit, Elternpflicht und Kindesrecht. Ansätze zu einer "Natologie", soweit als Pendant der Todesphilosophie vorhanden, werden einbezogen, der historische Bogen wird von Sokratischer "Maieutik" über Kants Kritik der generativen Vernunft bis zu Heideggers Entwurf der "Geworfenheit" und Hannah Arendts Gegenentwurf der "Natalität" als Initialität gespannt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.02.2007

Hart ins Gericht geht Michael Pawlik mit dem Schopenhauerianer Ludger Lütkehaus und seinen Thesen zur Nicht-Geburt. Nicht nur hegt er Zweifel an der logischen Beweisführung, mit der Lütkehaus das Sein vom Nicht-Sein scheidet, er hält die Logik überhaupt für unzureichend, existenzielle Grundfragen zu klären. Über die nötige "praktische Überzeugungskraft" aber verfügt der Autor in seinen Augen nicht. Einen solchen Aufruf zur Flucht vor dem Leben hält Pawlik für einen "erbärmlichen" negativen Hedonismus, den Autor für einen Hasenfuß.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.01.2007

Ludger Lütkehaus hat ein brillantes Buch über die Geburt aus philosophischer Sicht geschrieben, so der begeisterte Rezensent Michael Mayer. Angesichts des medizinisch-technischen Fortschritts, der sowohl den Lebensanfang wie das Lebensende betrifft, und einer "zweieinhalbtausendjährigen Todesversessenheit" leide die zeitgenössische Philosophie unter einer "Geburtsvergessenheit", so der Vorwurf der Autors an seine Disziplin. Lütkehaus unternehme, mit Hilfe von Schopenhauer, Kant und vor allem Hannah Arendt, den Versuch, Geburt als einen Einschnitt zu denken, der nicht aus der Natur als einer logischen Entwicklung folgt, sondern als eine Freiheit des Anfangens. Damit zielt er besonders gegen eine biotechnisch "optionierte" Geburt, und spreche sich für die "konstitutive Unberechnebarkeit" des Vorgangs aus.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2006

Schon die Tatsache, dass sich Ludger Lütkehaus der Philosophie der Geburt annimmt, findet Ralf Konersmann angesichts der traditionellen Konzentration der Philosophie auf den Tod sehr begrüßenswert. Lütkehaus reagiere mit dem Thema auf ein offensichtliches "Bedürfnis der Moderne". Als besonders verdienstvoll würdigt der Rezensent an dem "klugen" und fundierten Buch, das auch frühere philosophische Ansätze einer "Natologie" aufgreift und kommentiert, dass der Autor jegliche Vereinfachungen meidet und weder der dummen Verherrlichung noch der "bräsigen" Verteufelung der Geburt das Wort redet.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de