Amos Oz

Wie man Fanatiker kuriert

Tübinger Poetik-Dozentur 2002
Cover: Wie man Fanatiker kuriert
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783518123096
Kartoniert, 109 Seiten, 9,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Julia Ziegler. Mit einer Vorlesung von Izzat Ghazzawi. Die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten, genauer zwischen Israelis und Palästinensern, bildet den Hintergrund, vor dem Amos Oz im Januar 2002 seine Vorlesungen in Tübingen hielt. Hier schildert er, der bereits seit Mitte der sechziger Jahre für zwei unabhängige Staaten auf israelisch-palästinensischem Territorium plädierte, wie er zum Schriftsteller wurde. In der zweiten Vorlesung wendet sich der "Fanatismusexperte" Amos Oz dem Thema zu, das wie ein roter Faden sein gesamtes literarisches wie essayistisch-publizistisches Werk durchzieht: Ursachen und Konsequenzen des Fanatismus. Und um ein praktisches Beispiel sowohl für Nicht-Fanatismus wie für das Zusammenleben von Israelis und Palästinensern zu geben, hat Amos Oz den palästinensischen Schriftsteller Izzat Ghazzawi gebeten, über die Bedeutung von Kultur und Literatur in Konfliktgebieten zu reden. In dieser Weise wirft vorliegender Band ein Schlaglicht auf die Situation und setzt ein kleines optimistisches Zeichen, nämlich daß Koexistenz zwischen beiden Völkern möglich ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.03.2004

Der vorliegende Band versammelt drei Beiträge des israelischen Autors Amos Oz, die 2002 als Vorlesungen im Rahmen der Tübinger Poetik-Dozentur entstanden sind, informiert Alexandra Senfft in ihrer Kritik des Buches. Ein vierter Beitrag des Präsidenten des palästinensischen Schriftstellerverbandes Izzat Ghazzawi über die "Rolle von Kultur und Literatur" runden den Band ab, und hier hätte sich die Rezensentin gewünscht, dass der Verlag zumindest den Kontext der vier Texte erwähnt hätte und vielleicht einen kleinen Hinweis darauf gegeben hätte, dass Ghazzawi im letzten Jahr unerwartet verstorben ist. Oz stellt in diesem Band "Rezepte" vor, wie dem Fanatismus auf israelischer und palästinensischer Seite zu begegnen sei, berichtet Alexandra Senfft. Der Autor bezeichnet sich selbst als "Experte" für "vergleichende Fanatismusforschung" und schlägt drei Mittel zur Bekämpfung des Fanatismus vor, nämlich gegenseitiges Verständnis, Offenheit bei gleichzeitiger Verankerung in einem "sozialen und politischen System", wofür Oz das Bild der "Halbinsel" wählt, und nicht zuletzt "Humor", fasst die Rezensentin zusammen. Senfft kann sich vorstellen, dass Kritiker des Buches dem Autor vorwerfen könnten, er sei zu "idealistisch", bedenke das ungleiche Kräfteverhältnis zwischen Palästinensern und Israelis nicht und verfolge mit diesem Buch ganz eigennützige "zionistische" Zwecke. Die Rezensentin nimmt zu diesen möglichen Kritikpunkten keine Stellung und betont lediglich, dass Oz argumentiert, der Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis sei nicht als Kampf zwischen "Gut und Böse", sondern als Konflikt zwischen dem "Recht der einen und dem gleichen Recht der anderen" zu verstehen.