Dagmar von Gersdorff

Goethes Enkel

Walther, Wolfgang und Alma
Cover: Goethes Enkel
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783458173922
Gebunden, 286 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Die Erwartungen bei ihrer Geburt waren hoch. Doch ihre illustre Herkunft brachte Walther, Wolfgang und Alma, den Kindern von Goethes Sohn August und dessen Frau Ottilie, nicht nur Glück. Dagmar von Gersdorff verfolgt erstmals die Lebenswege der Enkel, durch deren kluge Bestimmung Goethes Haus und seine Sammlungen bis heute erhalten geblieben sind. Die Ehe der Eltern war nicht glücklich: Der grundsolide, temperamentlose August von Goethe und die kapriziöse, anspruchsvolle Ottilie passten nicht zueinander. Die Kinder erlebten die erotischen Eskapaden ihrer Mutter und die Alkoholsucht des Vaters hautnah mit. Und doch verbrachten sie im Haus des Großvaters eine glückliche Zeit. Goethe widmete ihnen all seine Aufmerksamkeit. Sie kamen in sein Arbeitszimmer, saßen mit berühmten Gästen am Tisch. Goethe war ein zärtlicher Großvater mit echtem pädagogischen Interesse; über seine phantasievollen Spiele mit den Enkeln schüttelten selbst die engsten Vertrauten manchmal nur den Kopf. Die Kinder erhielten die beste Ausbildung, die man sich denken konnte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.12.2008

"Angenehm lesbar" findet Wolfgang Müller diese biografische Erzählung über Goethes drei Enkel Wolfgang, Walter und Alma. Alma starb bereits mit 16 Jahren, Wolfgang und Walter waren erfolglos und "offensichtlich schwul", erfahren wir. Müller hält es der Autorin Gersdorff durchaus zugute, dass sie daraus kein Geheimnis macht, aber ihn ärgert doch die "zuweilen betuliche" Wortwahl und die "absurden" psychologischen Erklärungen. Dass das verantwortungslose Verhalten von Mutter Ottilie schuld an Walthers Angst vor Frauen ist, glaubt Müller keine Sekunde. Und auch die Verführung durch Robert Schumann mag er nicht für Walthers Homosexualität verantwortlich machen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.07.2008

Erhellend scheint Manfred Koch dieses Buch über "Goethes Enkel", das Dagmar von Gersdorff vorgelegt hat. Ausführlich berichtet er über Goethe als liebevollen Großvater seiner Enkel Walther, Wolfgang und Alma. Die Autorin führt für ihn vor Augen, dass das Großvater-Idyll auch ein  "Schutzraum gegen die schlimme Ehe der Eltern" war. Während Goethes Sohn August seinen Pflichten am Weimarer Hof nachging und dem Alkohol verfiel, suchte Schwiegertochter Ottilie ihr Glück in erotischen Eskapaden. Koch hebt hervor, dass mit Goethes Tod für die Enkelkinder eine Tragödie begann: Alma stirbt als Sechzehnjährige an Tyhpus, Walther und Wolfgang versuchen sich glücklos als Dichter und Musiker. "Vielleicht hätten die beiden eine Chance zu bescheidenem Glück gehabt", meint Koch, "hätten ihre Erzieher und sie selbst nur dieses eine Mal einer Goethe'schen Prophezeiung misstraut".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.06.2008

Manfred Osten wundert sich, dass so ein Buch erst jetzt erscheint. Seine Freude ist um so größer, als die Goethe-Kennerin Dagmar von Gersdorff seiner Auffassung nach nicht nur genau recherchiert hat, sondern die (wenig erfolgreichen) Biografien der Goethe-Enkel Wolfgang und Walther auch kritisch und stilistisch elegant in einem Band erschließt. Osten erfährt über die literarischen Versuche der Enkel sowie Aufschlussreiches über den lockeren Lebenswandel von deren Mutter Ottilie, Goethes Schwiegertochter. Eine Familienchronik von großer Anschaulichkeit und Akribie, lobt der Rezensent und scheint ganz und gar überzeugt.
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