Eckart Lohse, Markus Wehner

Guttenberg

Biografie
Cover: Guttenberg
Droemer Knaur Verlag, München 2011
ISBN 9783426275542
Gebunden, 300 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Er hat alles, was ein Held braucht: Charisma, Stammbaum, Reichtum, eine schöne Frau und ein großes Amt. Der Verteidigungsminister ist beliebter als Angela Merkel, viele sehen in ihm schon ihren Nachfolger. Aber ist Karl-Theodor zu Guttenberg überhaupt ein guter Politiker? Als Wirtschaftsminister ließ er markigen Worten, etwa in der Opel-Krise, keine Taten folgen. Kaum war er Verteidigungsminister, vollzog er in der Kundus-Affäre einen atemberaubenden Meinungswechsel. Hat er auch nur den leisesten Verdacht, dass ein anderer hinter seinem Rücken Fäden spinnt, reagiert er hochempfindlich. Muss ein Politiker mit höchsten Ambitionen, einer, der als Hoffnungsträger gilt, nicht mehr leisten, mehr aushalten? Eckart Lohse und Markus Wehner zeichnen das Bild eines talentierten Blitzaufsteigers, der mit der Aussetzung der Wehrpflicht ein erstes Meisterstück geliefert, aber seine Bewährungsproben noch vor sich hat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.03.2011

Die Autoren, FAZ-Redakteure und "natürlich" promovierte Historiker , wie Rezensentin Elisabeth von Thadden betont, haben Karl-Theodor zu Guttenberg schon demaskiert, bevor die Plagiate in seiner Doktorarbeit bekannt wurden. Das "gründlich recherchierte" Buch zeigt ihr einen Mann, der seinen Lebenslauf immer gern etwas hochpoliert habe. Thadden spricht von "ein bisschen Hochstapelei, etwas Lüge, mancher Legende". Guttenberg entscheidet gern schnell, hat sie gelernt, ohne sich groß um die Folgen zu kümmern. Besonders aber fasziniert sie der Familienhintergrund, der antidemokratischen, katholischen Adel, konservative Demokraten, einen Musiker, ein Patenkind des "Führers" und eine Stiefmutter umfasst, die als Tochter italienischer Kommunisten geboren wurde. Von allen habe Guttenberg "etwas in sich hineinkopiert", so dass er am Ende eine Projektionsfläche für jeden Bürger werden konnte. Auf die Idee, dass andere, allen voran die Medien, jahrelang etwas in ihn hineinprojiziert haben könnten, kommt Thadden nicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.03.2011

Das Buch wurde vor der Plagiatsaffäre geschrieben und Rudolf Neumaiers Kritik vor Guttenbergs Rücktritt. Es fehlt also noch ein Kapitel, mindestens. Aber das Fragment wider Willen liest sich auch schon recht erhellend, versichert Neumaier. Die Autoren entlarvten Guttenberg bereits ohne Plagiatsaffäre schon als Blender und Fabelwesen, der als allererster seinem Charme erlag. In die CSU trat er erst 1999 ein und war drei Jahre später Bundestagsabgeordneter. Von Wirtschaft hatte er keine Ahnung, aber er war ein sehr beliebter Wirtschaftsminister. Neumaier kann Guttenbergs "mit Naivität gepaarte Chuzpe" nur bewundern: "Der Wirtschaftsminister erscheint wie ein Geck mit aufgeblasener Vita.". Auch der Name Felix Krull fällt noch - als wäre Guttenberg ein falscher Baron! Ist er aber nicht, denn das Buch ist famos recherchiert, unterstreicht Neumaier: Die Autoren hätten's rausgefunden.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.03.2011

Da die Autoren Eckart Lohse und Markus Wehner ihr Buch schon im Januar abgeschlossen haben, bleibt die Plagiatsaffäre in dieser Guttenberg-Biografie unbehandelt. Und da Gordon Repinski bereits gestern seine Besprechung verfasste, weiß er von dem Rücktritt auch noch nichts. Trotzdem findet er genug spannendes Lesefutter. Denn erstens sucht und findet er als Leser natürlich trotzdem Hinweise darauf, dass Guttenberg es sich gern einfach gemacht hat (Stichworte: Schulzeit, Show-Auftritte). Zweitens kann er anhand der hier beschriebenen frühen Jahre des Politikers Guttenberg die gesamte Situation kennenlernen, aus der heraus die Affäre ihren Lauf nahm. Und drittens findet er es doch höchst pikant, dass hier ausgerechnet zwei Journalisten aus dem FAZ-Kosmos schreiben, der Zeitung, die Guttenberg fleißig "zitiert" hat, die ihn dereinst hofierte und nun eher kühl betrachtet. Darüber hinaus unterhalten den Rezensenten Stammbaumrecherchen und allerhand Einblicke in die Zufälligkeiten, die nicht selten am Anfang politischer Karrieren stehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.02.2011

Die Autoren wussten noch nicht, dass sie nicht fertig waren, als sie das Buch veröffentlichten: Harry Nutt vermutet in seiner Kritik jedenfalls, dass sie bald ein Kapitel anhängen - und er wünscht es diesem Buch, dem er in der Schilderung des farbenfrohen Verteidigungsministers große Qualitäten bescheinigt. Zurückhaltend im Ton, akribisch recherchiert, schildert es Nutt als ein Exempel aktueller politischer Biografik. Über Guttenberg lernt er darin, dass der Mann immer schon glaubte, mit Camouflage durchzukommen und zitiert Guttenbergs fast schon prophetische und dann doch wieder fatale Selbsteinschätzung: "Ich habe es immer geschafft, mit relativ geringem Aufwand relativ weit zu kommen."