Franz Kafka

Franz Kafka: Gesammelte Werke in Einzelbänden in der Fassung der Handschrift

Briefe 1900-1912
Cover: Franz Kafka: Gesammelte Werke in Einzelbänden in der Fassung der Handschrift
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1999
ISBN 9783100381590
Broschiert, 669 Seiten, 50,11 EUR

Klappentext

Herausgegeben und kommentiert von Hans-Gerd Koch. Erstmals werden sämtliche Briefe Kafkas in zeitlicher Reihenfolge abgedruckt, anstatt, wie bisher fast durchgängig, nach Adressaten gebündelt. Die lebensgeschichtlichen Zusammenhänge treten damit wesentlich plastischer hervor. Sämtliche Briefe sind mit Kommentaren versehen, die Namen, Begriffe und Querbezüge erläutern. Schließlich werden auch sämtliche überlieferten, an Kafka gerichteten Schreiben wiedergegeben.
Band 1 dieser Edition umfaßt 356 Briefe Kafkas, darunter 15, die jetzt erstmals publiziert werden. Enthalten sind demnach auch sämtliche Widmungen, beschriftete Visitenkarten sowie Albumeinträge. Die Jahre bis 1912 umfassen einige frühe Freundschaften, die Zeit des Jurastudiums und die ersten Berufsjahre in einer Prager Versicherung. Oskar Pollak, Paul Kisch, Hedwig Weiler, Max Brod, Franz Blei, Oskar Baum, Willy Haas, Ernst Rowohlt sowie die Schwestern und Eltern Kafkas zählen zu den Adressaten. Den größten Umfang mit mehr als 100 Briefen beansprucht freilich der Beginn des intensiven Briefwechsels mit der späteren Verlobten Felice Bauer: leidenschaftliche Aufzeichnungen, die genaue Einblicke in Kafkas Alltag geben.
Der Band erscheint gleichzeitig als Leseausgabe, ohne den wissenschaftlichen Apparat, der Kafkas Streichungen und Korrekturen verzeichnet. Der übrige Inhalt - Briefe, Kommentar, Anhang - ist in beiden Ausgaben seitenidentisch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.12.1999

In kritischer und kommentierter Ausgabe gleichzeitig sind "sämtliche bekannt gewordenen Briefe Kafkas" herausgegeben worden - doch dem editorischen Unternehmen selbst widmet Willi Winkler kein Wort. Vielmehr erzählt er die Geschichte Kafkas noch einmal nach, wie sie sich durch diese Briefe entfaltet: die des Versicherungsangestellten, der sich in den zwei Jahren zwischen 1910 - 1912, und besonders durch die Begegnung mit Felice Bauer am 13.August 1912, zum Schriftsteller wandelt. Winkler liest berührt und kritisch, wie sich der hypochondrisch-selbstquälerische junge Mann durch sein unerbittliches Lieben zu einer neuen Macht, einer neuen Qual hin befreit, zum Schreiben. Sympathisierend würdigt er das Leben Max Brods, der sich "Zurückweisungen und grenzenlose Eitelkeiten" von Kafka gefallen lassen musste und vergleicht scheinbar abschweifend den sakralisierenden Sprachduktus des Kafka-Zeitgenossen Rilke mit der ganz diesseitigen Sprache Kafkas: auch wegen seiner gedrückten Angestelltenexistenz habe er zum "maßgeblichenAutor des 20.Jahrhunderts" werden können. Und wenngleich Winkler dieses Schreiben, "die neugewonnenen Macht" des Angestellten Kafka preist, mischt sich Wehmut in seine Betrachtung: Trauer über die Verhältnisse, die einen wie Kafka hervorbringen mußten?
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