Tsitsi Dangarembga

Überleben

Roman
Cover: Überleben
Orlanda Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783944666877
Kartoniert, 376 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Anette Grube. Tambudzai lebt arbeitslos in einem heruntergekommenen Hostel in der Innenstadt von Harare und macht sich Sorgen um ihre Zukunft. Bei jedem Versuch, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, wird sie mit neuen Demütigungen konfrontiert. Der schmerzhafte Kontrast zwischen der Zukunft, die sie sich ausgemalt und für die sie hart gearbeitet hatte, und ihrer aussichtslosen (Alltags-)Realität, führt sie in die Verzweiflung und an einen Wendepunkt. Als sie schließlich einen vielversprechenden Job angeboten bekommt, ahnt sie noch nicht, dass dieser sie letztlich um die Würde ihrer Familie und ihrer Gemeinschaft bringen wird …Tsitsi Dangarembga geht in ihrem Roman der Frage nach, was es heißt, in einer postkolonialen Gesellschaft als Schwarze gebildete Frau zu überleben - in einem Land, das jede Hoffnung verloren hat und politisch wie wirtschaftlich am Boden liegt.

Im Perlentaucher: Am Grund des lila Teiches deiner Angst

Das Allegorische der bildstarken Erzählung ist evident. Mit der taumelnden Tambu zeichnet Dangarembga auch das Bild eines strauchelnden Landes, dessen politischer und moralischer Kollaps durchaus die Folge von jahrzehntelanger Ausbeutung und Demütigung ist. Aber eben nicht nur. Er ist auch die Folge verschenkter Freiheit, falscher Ideale und verratener Freundschaft. Thekla Dannenberg in "Wo wir nicht sind"

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.11.2021

Rezensentin Miryam Schellbach zeigt sich beeindruckt von Tsitsi Dangarembga ihrer Trilogie, die von Anette Gruber ins Deutsche übersetzt wurde. Die simbabwische Schriftstellerin und Friedenspreisträgerin erzählt in diesem Band wieder von Simbabwe im Postkolonialismus und der dort herrschenden Gewalt, doch diesmal können sich die Leser*innen durch die Erzählstimme der zweiten Person noch besser mit der nicht immer einfachen Heldin Tambudzai identifizieren, erklärt die Rezensentin. Der Sozialrealismus der Autorin scheint der Kritikerin mitunter schmerzhaft, gelegentlich machen ihr Dangarembgas Analysen auch bewusst, dass sich der Text nicht nur an die weiße Leserschaft richtet. Eine starke Erzählung, die mit Blick auf den englischen Originaltitel (Unmournable Bodies) von all den Erinnerungen an jene Menschen erzählt, um die nicht getrauert wurde, schließt die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.10.2021

Im Jahr 2019 veröffentlichte der Orlanda-Verlag den ersten Band der autobiografisch geprägten, in den neunziger Jahren im Original veröffentlichten Roman-Trilogie der simbabwischen Schriftstellerin Tsitsi Dangarembga, nun liegt der dritte Band vor, der fehlende zweite Teil ist für das kommende Jahr geplant, weiß Rezensentin Almut Seiler-Dietrich. Ihre Besprechung fällt vor allem nacherzählend aus: Tambudzai, die Heldin der Trilogie, hat nach ihrem überraschenden Aufstieg alles verloren, sie begegnet ihrer Cousine Nyasha, die als Filmemacherin in Berlin arbeitete, mit ihrem deutschen Mann nach Simbabwe zurückkehrt und trotz Karriere und Bildung ebenfalls nicht vor dem sozialen Abstieg bewahrt ist. Man kann es in ihrer Zusammenfassung nur erahnen, dass sie den Roman der diesjährigen Friedenspreisträgerin des deutschen Buchhandels mit Gewinn gelesen hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.10.2021

Rezensentin Simone Schlindwein ist beeindruckt von Tsitsi Dangarembgas Leben und Werk. Die 1959 in Südrhodesien geborene und in England aufgewachsene Autorin landete vergangenes Jahr mit dem dritten Teil ihrer Tambu-Trilogie "Überleben" auf der Booker-Preis-Shortlist, informiert uns die Rezensentin. In Verfall von Heldin Tambu erkennt Schlindwein den Zustand von Dangarembgas Heimat, in der sie durch ihr immer bekannter werdendes literarisches und politisches Werk immer mehr ins Visier der Diktatur Simbabwes rücke. Die Rezensentin hofft, dass in Zukunft nicht nur Afrika eine größere Rolle in der deutschen Literaturszene bekommt, sondern dass vor allem auch diese Autorin, die den deutschen LeserInnen bisher Unbekanntes anbieten kann, die Anerkennung erhält, die sie verdient.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.09.2021

Rezensentin Sonja Hartl liest den letzten Teil von Tsitsi Dangarembgas Trilogie über das Leben einer ehe- und kinderlosen Frau in Simbabwe mit Begeisterung. Die krassen durch kulturelle und gesellschaftliche Prägungen befeuerten Selbstzweifel der Protagonistin vermittelt die Autorin laut Hartl überzeugend durch ein erzählerisches Präsens und eine selbstreflexive Du-Perspektive. Für Hartl eine beunruhigende wie fesselnde Erzählhaltung. Sichtbar werden für Hartl die andauernden Effekte des Kolonialismus und der Sexismus und die Korruption in der Gesellschaft Simbabwes Ende der 1990er.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 02.09.2021

Rezensentin Dina Netz empfiehlt Tsitsi Dangarembgas Roman über eine ehrgeizige junge Frau aus einem simbabwischen Dorf im Kampf gegen soziale Zwänge und Rassendiskriminierung. Für den Leser bietet der Roman laut Netz die Gelegenheit, das Leid unterdrückter afrikanischer Frauen kennenzulernen. Auch wenn die Annäherung an die Hauptfigur für Netz gar nicht so einfach ist, ihre Vorgeschichte nur in episodischen Rückblenden vermittelt wird und ihr Karrierewille durchaus nicht immer sympathisch wirkt, lernt der Leser eine beeindruckende, starke Frau kennen, die stellvertretend für eine ganze Generation steht, erklärt die Rezensentin.