Daniel Heller-Roazen

Der fünfte Hammer

Pythagoras und die Disharmonie der Welt
Cover: Der fünfte Hammer
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014
ISBN 9783100314123
Gebunden, 256 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Horst Brühmann. Es heißt, dass Pythagoras die Harmonielehre erfand, als er bei einem Schmied den Klang von fünf Hämmern hörte. Vier Hammerschläge konnte er in ein wohlgeordnetes Verhältnis setzen. Der fünfte Hammer jedoch klang dissonant. Pythagoras musste ihn aus seiner Theorie ausschließen. In seiner Studie untersucht Daniel Heller-Roazen das Konzept der Harmonie in einem weiten Sinn: Seit der Antike dient es als Paradigma für das wissenschaftliche Verstehen der wahrnehmbaren Welt. Doch immer wieder gibt es etwas Dissonantes, das sich gegen die Harmonie wehrt. Von der Musik über Metaphysik, Ästhetik und Astronomie, von Platon bis Kant untersucht "Der fünfte Hammer", wie die wissenschaftliche Ordnung der Welt eine Realität suggeriert, die jedoch weder in Noten noch Buchstaben völlig erfasst werden kann. Ein fünfter Hammer klingt hartnäckig durch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.01.2015

Die Thematik hat Laurenz Lütteken, Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität Zürich, zwar interessiert, die Umsetzung überzeugt ihn jedoch nicht. Es geht um Arkana der Musiktheorie, um "das Problem des fünften Hammers", also eines als unrein empfundenen Obertons in der an sich reinen Obertonreihe, und des "pythagoreischen Kommas", also leicht verstimmter Quinten, die man heute in Kauf nimmt, um eine differenzierte Harmonik mit gleichzeitig reinen Oktaven zu erhalten. Diese Ordnungsprobleme wurden im Lauf der Geistesgeschichte immer wieder als Metaphern für die Ordnung der Welt durchdacht - von Pythagoras bis Stockhausen. Der Autor ist sich nach Ansicht des Rezensenten aber nicht ganz klar, was er mit seinem Buch eigentlich leisten will: Musiktheorie oder eine Geschichte menschlicher Ordnungsvorstellungen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.10.2014

Christoph Lüthy hat wirklich nichts Gescheites gefunden in diesem Buch von Daniel Heller-Roazen. Der Literaturwissenschaftler versucht darin zu beweisen, dass die pythagoräische Zahlenlehre bis in die Neuzeit unser Denken über Zahlen und Sein dominiert. Tut es aber nicht, meint der Rezensent. Was der Autor über die Gegenwart, namentlich die Homogenität moderner Wissenschaft zu sagen hat, findet er nicht weniger fragwürdig. So schwungvoll erregt, wie das Buch beginnt, so enttäuschend für Lüthy endet der Versuch des Autors, die Geschichte menschlichen Irrens aus Pythagoras' Verleugnung des fünften Hammers herzuleiten.

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