Alison Bechdel

Fun Home

Eine Familie von Gezeichneten
Cover: Fun Home
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2008
ISBN 9783462039221
Gebunden, 240 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Alison Bechdel, Autorin und Erzählerin von "Fun Home", verstand in ihrer Jugend nie, warum ihr Vater, Bestattungsunternehmer und Englischlehrer an der örtlichen High School, offenbar seine Bücher mehr liebte als seine Familie. Sie leben in einem Haus aus dem Jahr 1867, stilvoll und detailversessen restauriert vom Vater. Als Alison 19 Jahre alt ist, kommt ihr Vater ums Leben. Selbstmord oder Unfall? Das wird sich nicht mehr klären lassen. Was aber ans Licht kommt, ist ein Geheimnis, das Vater und Tochter teilen: Beide sind sie homosexuell. Mit diesem Wissen nähert sich Alison in "Fun Home" ihrem Vater, den sie schon vor seinem Tod vermisste wie ein Amputierter sein fehlendes Glied.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2008

Die autobiografische Spurensuche in Bildern, mit der Alison Bechdel versucht, ihre Kindheit in den 60er Jahren gedanklich und emotional zu rekonstruieren und hinter die brüchige Fassade des Familienlebens zu schauen, hält Reinhard Helling für kunstvoll und komisch. Die als Tagebucheintrag, Brief oder Lexikonartikel auftretenden Zeichnungen erscheinen ihm so detailreich und vielschichtig wie offen für eigene Deutungen. Und schießt die Autorin mitunter auch übers Ziel hinaus, indem sie allzu assoziativ belesen vorgeht und die versteckte Homosexualität ihres Vaters mit Bezügen zu Joyce, Wilde u. a. illustriert - der Rezensent hat das Buch bestimmt nicht zum letzten Mal in die Hand genommen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.04.2008

Zwischen Ablehung und Annäherung pendelnd stand Alison Bechdel ihrem Vater gegenüber, nun schafft sie es, dieses Verhältnis in einen gefühlvollen autobiografischen Comic zu verwandeln, schreibt Patricia Hecht. Ihre Distanz kann die lesbische Alison Bechdel erst nach dem Tod ihres - wie sich herausstellt - homosexuellen Vaters abbauen, der bei einem unerklärlichen Unfall ums Leben kam, nachdem beide ihre wahre Sexualität enthüllt hatten. Ob es Unfall oder Selbstmord war, bleibt bis zum Ende ungeklärt. Patricia Hecht lobt die gelungene Kombination aus zurückhaltenden Schwarzweiß-Bildern, die mal detailliert, mal verallgemeinernd wirkten, und der eindrucksvoll gewählten Sprache. Trotz aller Tragik verliere die Geschichte nie ihren Humor, versichert die Rezensentin. Alison Bechdel rüttelt an der viel diskutierten Trennlinie zwischen Comic und Literatur - auf eine sehr bewegende Weise.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.02.2008

Beerdigungsunternehmen besitzen enormes dramatisches Potenzial, erst recht wenn sich der Nachwuchs als schwul herausstellt. Alison Bechdels autobiografischer Comic erzählt eine solche Geschichte, und Rezensent Thomas von Steinaecker ist sehr beeindruckt von diesem Buch, das, wie er informiert, vom Time Magazine zum besten Buch des Jahres gekürt wurde. Bechdel erzähle darin "im Wort wie im Bild" sehr intelligent von ihrem eigenbrötlerischen Vater, von dem sie zur gleichen Zeit, da sie sich outet, erfährt, dass er ebenfalls schwul ist. Wenig später kommt er ums Leben, wahrscheinlich durch Selbstmord. Stellenweise findet der Rezensent die Geschichte analytisch heillos überfrachtet, und ein bisschen Ironie hätte dem Text für seinen Geschmack auch nicht geschadet, aber schließlich überzeugt ihn die Geschichte durch "prägnante Episoden".
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